Der Bedarf an Energie steigt immer mehr, denn sie wird in allen Bereichen des Lebens benötigt. Doch ein Großteil der Energie wird aus fossilen Energieträgern gewonnen, welche die Hauptursache für die Klimakatastrophe sind. Daher dreht sich viel um die Frage, welche Alternativen wir haben, um mit der Nachfrage an Energie umzugehen. Häufig ist in der Politik von Wasserstoff die Rede. Doch ist Wasserstoff die Lösung oder gibt es bessere Alternativen?
► Energie wird überall benötigt, bei der Produktion, für Mobilität und Transport, zum Heizen und das sowohl in der Wirtschaft, durch den Staat als auch in privaten Haushalten. Und solange der gesellschaftliche Anspruch besteht, immer mehr produzieren zu wollen, mehr konsumieren zu wollen, wird der Bedarf an Energie genauso steigen.
► Diese Energie wird überwiegend durch fossile Energieträger gewonnen, die im Jahr 2022 noch immer etwa 82 Prozent des globalen Energieverbrauchs ausmachten. Doch fossile Energieträger sind die Hauptursache für die Klimakatastrophe, denn um Energie aus ihnen zu gewinnen, werden sie verbrannt und das setzt CO2 frei. Weiterhin sind sie eng verbunden mit Naturzerstörung vor Ort – insbesondere im Globalen Süden.
► Menschen in den betroffenen Regionen leiden oft an Gesundheitsproblemen oder verlieren ihr zu Hause, weil sie für den Abbau von fossilen Rohstoffen oder für die Produktion von vermeintlich grüner Energie verdrängt werden. Auch vermeintlich grüne Energieproduktion ist verbunden mit Treibhausgasemissionen und sozialen Problemen, von denen insbesondere Menschen mit weniger Rechten und Privilegien betroffen sind. Oftmals wird die gewonnene Energie im Globalen Norden genutzt, die sozialen und ökologischen Folgen aber bleiben vor allem den Globalen Süden, wo häufig nicht einmal der Energiebedarf zur Grundversorgung gedeckt ist. Gleichzeitig entfallen zum Beispiel auf die G20-Länder 80 Prozent des globalen Energieverbrauchs.
Was sind mögliche Alternativen zu fossilen Energieträgern? Was wird momentan hinsichtlich (vermeintlich) nachhaltiger Energie geplant? Und was für Auswirkungen hat das eigentlich?
Der Energiebedarf in Deutschland ist zu groß, um ihn komplett mit Wasserstoff aus erneuerbaren Energien decken zu können. Deshalb plant Deutschland, sowie viele andere Länder des Globalen Nordens, einen Großteil des Wasserstoffs zu importieren.
Auf der folgenden Karte kannst du dir zu einzelnen Wasserstoffprojekten und ihren Auswirkungen in den jeweiligen Exportländern einen Eindruck verschaffen. Auch Alternativen gegen die Energieknappheit im Globalen Süden kannst du hier sehen.
In der Karte werden Ereignisse behandelt, bei denen BIPoC Menschen (externer Link, öffnet neues Fenster) Gewalt angetan wird. Es sind keine Bilder von Gewalt zu sehen, aber es werden gewaltvolle Ereignisse wiedergegeben.
Mehr zu Wasserstoff, den Plänen der deutschen Regierung und vielen weiteren Aspekten gibt es im Glossar: Wasserstoff und Klimagerechtigkeit.
Wie auf der Karte sichtbar wird, versuchen Deutschland und der Globale Norden insgesamt große Mengen Wasserstoff zu importieren, um sich von fossilen Rohstoffen unabhängiger zu machen. Die Produktion von Wasserstoff geht allerdings im Globalen Süden oft mit massiven sozial-ökologischen Problemen einher. Eine weiter steigende Nachfrage nach Wasserstoff hätte verheerende Folgen in den Exportländern, insbesondere für von Diskriminierung betroffene und arme Menschen.
Um wirklich ökologisch nachhaltig und sozial gerecht aus den fossilen Rohstoffen auszusteigen, bräuchte es eine Reduktion des Energieverbrauchs, insbesondere in den Ländern des Globalen Nordens und insbesondere der reichsten 10% der Weltbevölkerung.
Wasserstoff wird momentan in fast allen Bereichen als Alternative zu fossiler Energie diskutiert - als Ersatz für Treibstoffe in der Auto- und Flugindustrie, zum Heizen und für Gaskraftwerke. Besonders präsent sind im Moment die Pläne der deutschen Regierung, die LNG-Infrastruktur weiter auszubauen. Durch diese soll klimaschädliches Flüssiggas nach Deutschland transportiert werden. Das wird damit begründet, dass die Infrastruktur später auch für Wasserstofftransport genutzt werden könnte. Eine Umrüstung auf Wasserstoff ist allerdings oft nur nach sehr teurem Umbau möglich – da wäre es sogar billiger, direkt eine neue Wasserstoffinfrastruktur zu bauen. Es wäre sogar sinnvoll, einfach keine Infrastruktur zu errichten, da eine lokale Energieproduktion und eine starke Reduzierung des Energiebedarfs ausreichen würden.
‚LNG ist in Ordnung, weil „ready“ für Wasserstoff’: dieses Argument macht keinen Sinn:
“Die Studie der S4F [Scientists for Future] zeigt klar auf, dass es für dieses Argument weder eine energie- noch klimapolitische Notwendigkeit gibt. Wichtiger wäre es, den Aufbau von Kapazitäten zur Wasserstofferzeugung ausschließlich aus erneuerbaren Energien und damit auch den Ausbau von erneuerbaren Energien voranzutreiben“ – Matteo Feind, Fridays for Future
Trotzdem sollen aktuell auf der Insel Rügen neue LNG-Terminals gebaut werden. Sie dienen dem Transport von Erdgas in das deutsche Gasnetz. Seit Jahren gibt es gegen den Ausbau der Erdgas- Infrastrukturen Proteste, so auch auf Rügen. Hier schließen sich Anwohner*innen und Klimaschutzakteur*innen zusammen. Zum Beispiel die Initiative „Rügen Gegen LNG“ (externer Link, öffnet neues Fenster).
Dieser Beitrag ist Teil der Reihe ExitKrise! - Grundlagen zu Krisen und Wegen zu Globaler Gerechtigkeit, das in Kooperation mit Konzeptwerk Neue Ökonomie (externer Link, öffnet neues Fenster) erstellt wurde. Dieser Beitrag wird unter den Bedingungen der Creative Commons Lizenz CC BY 4.0 (externer Link, öffnet neues Fenster)veröffentlicht! Teile, nutze oder adaptiere es für deine Bildungsarbeit. Vergiss nicht es weiter unter den gleichen Bedingungen zu veröffentlichen und dabei LINX und die Autor*innen zu erwähnen!
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