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Februar
2024

Ernährungssouveränität: Gutes Essen für alle!

Die Landwirtschaft ist einer der wichtigsten wirtschaftlichen Bereiche, da sie Nahrungsmittel herstellt. Wer sich mit dem Thema Landwirtschaft und Klima auseinandersetzt, stellt fest: Landwirtschaft ist Verursacherin und Betroffene der Klimakrise gleichzeitig. Die Landwirtschaft lässt sich nicht so einfach abschaffen oder ersetzen. Doch lässt sie sich resistenter und klimaschonender gestalten?

Die wichtigsten Fragen auf einen Blick

Welchen Einfluss hat die Klimakrise auf die Landwirtschaft?
Die Landwirtschaft ist der wohl wichtigste wirtschaftliche Sektor, denn sie produziert das Essen, das uns alle am Leben hält. Doch die Landwirtschaft und mit ihr die Ernährungssicherheit und Lebensgrundlage vieler Menschen ist in den letzten Jahren immer stärker den Folgen der Klimakrise ausgesetzt. Denn die Klimakrise hat Dürren und andere Extremwetterereignisse zur Folge, welche die Erträge schmälern. Während sich das in den letzten Jahren auch schon in Europa beobachten ließ, sind Regionen mit ohnehin stärkeren Dürreperioden im Globalen Süden auch deutlich stärker von den Folgen der Klimakrise betroffen.

Welchen Einfluss hat die Landwirtschaft auf die Klimakrise?
Gleichzeitig ist die Landwirtschaft auch Mitverursacherin der Klimakrise. Wir verbrauchen mehr Land, Wasser und Nährstoffe, als der Planet Erde uns zur Verfügung stellt. Die industrielle Landwirtschaft führt durch die Verwendung von synthetischen Düngern und Pestiziden zur Zerstörung von Artenvielfalt. Wälder werden abgeholzt und Moore zerstört, um Felder anzulegen, wodurch viel CO₂ emittiert wird. Insgesamt können auf das globale Ernährungssystem 37 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen zurückgeführt werden. Doch auch hier finden sich globale Ungleichheiten. Mehr als 30 Prozent der für den europäischen Konsum importierten Lebensmittel stammen aus tropischen Ländern, in denen für den Anbau Wälder und Lebensräume zerstört werden.

Was hat die Landwirtschaft mit der Ernährungskrise zu tun?
Während die intensive Landwirtschaft mitverantwortlich ist für die Zerstörung der Erde, leiden immer noch rund 800 Millionen Menschen weltweit an Hunger. Dabei könnten sich eigentlich alle Menschen dieser Erde mit den vorhandenen Ressourcen ernähren. Die Hungerkrise ist vor allem begründet durch Kriege, die Klimakrise und ein ungerechtes Ernährungssystem, das die industrielle Landwirtschaft gegenüber kleinbäuerlichen Formen begünstigt. Hierbei ist es vor allem der Kapitalismus, der all diese Gründe erst systematisch hervorruft.

Climate Smart Agriculture: Eine Scheinlösung

Um die in der Einleitung beschriebene Krise der Landwirtschaft, der Ernährungssicherheit und des Klimas zu bewältigen, hat sich die Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen bereits im Jahre 2009 das Konzept der "climate-smart agriculture" überlegt. Dieses Konzept beinhaltet diverse Ideen und Lösungsvorschläge, um die genannten Probleme zu lösen. Hier fängt allerdings auch schon die Kritik an, denn die Globale Allianz für climate smart agriculture ist offen für alle, ohne genauer definierte Kriterien zu liefern, was genau ‚climate-smart agriculture‘ eigentlich sein soll. Methoden, welche Waldrodung, die Nutzung synthetischer Dünger oder die Steigerung von Fleischproduktion beinhalten, sind hier willkommen. Deshalb wird das Konzept von diversen globalen bäuerlichen Organisationen stark kritisiert.

Die Speicherung von Kohlenstoff in Böden

Eine Methode, die viel Aufmerksamkeit erhält, ist die Speicherung von Kohlenstoff in Böden durch Landwirtschaft. Hiermit soll mehr Kohlenstoff im Boden gespeichert werden, als CO₂ emittiert wird. Um zu verstehen, wie genau das funktionieren soll und was das bedeutet, schau dir gerne die Bilder mit Erklärungen an.

Kohlenstoff im Boden...wie funktioniert das eigentlich?

Nachdem du dich mit dem Hintergrund der Kohlenstoffspeicherung im Boden beschäftigt hast, bist du bereit dein neu gewonnenes Wissen in diesem Quiz zu testen?

Ist Kohlenstoff im Boden die Lösung?

Kohlenstoff im Boden: Die Lösung?

Was ist Ernährungssouveränität?

 

Aufgrund von landwirtschaftlichen Methoden wie der Climate Smart Agriculture ist es wichtig, dass Menschen selbst bestimmen, was sie auf welche Art und Weise anbauen wollen. Ernährungssouveränität verkörpert genau diese Idee. Wenn Ernährungssouveränität erreicht ist, hat jeder Mensch das Recht auf Nahrung, und Nahrung muss keine gewöhnliche Handelsware sein. Die Anbieter von Lebensmitteln sollten geschätzt, respektiert und geschützt werden, und die Lebensmittelsysteme sollten lokalisiert sein. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Idee für Ernährungssouveränität in Indien ist das Ein-Hektar-Modell von Godavari Dange.

Die Alternative: Das Ein-Hektar-Modell

Die Dürren, die u.a. durch die Klimakrise hervorgerufen werden, sind in Indien ein Problem. Hiermit war auch Godavari Dange konfrontiert. Sie hat ihre Arbeit in NGOs gesteckt, welche das „Ein-Hektar-Modell“ verbreiten und Frauen damit unterstützen. In diesem Graphic Novel, von Reetika Revathy Subramanian und Maitri Dore könnt ihr mehr über ihre Geschichte und die Alternative des „Ein-Hektar-Modells“ erfahren.

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Der Widerstand: „Our Land is worth more than carbon“

Die Idee der Kohlenstoffspeicherung im Boden ist weltweit auf viel Kritik gestoßen. Im Rahmen der Klimakonferenz in Marrakesch 2016 haben sich viele landwirtschaftlich oder bäuerlich aktive Gruppen zusammengeschlossen und eine Petition gestartet, um gegen die Pläne der Kohlenstoffspeicherung im Boden vorzugehen. Hier kannst du einen Ausschnitt davon lesen. Am Rand findest du die im Text fehlenden Wörter. Ordne sie der passenden Lücke zu.

Unterschreibe die Petition hier!

Drag the Words: Our Land is worth more than your carbon

Auszug aus der Petition "Our Land is worth more than carbon"

Quellen: Ernährungssouveränität - gutes Essen für alle?

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Dieser Beitrag ist Teil der Reihe ExitKrise! - Grundlagen zu Krisen und Wegen zu Globaler Gerechtigkeit, das in Kooperation mit Konzeptwerk Neue Ökonomie (externer Link, öffnet neues Fenster) erstellt wurde. Dieser Beitrag wird unter den Bedingungen der Creative Commons Lizenz CC BY 4.0 (externer Link, öffnet neues Fenster)veröffentlicht! Teile, nutze oder adaptiere es für deine Bildungsarbeit. Vergiss nicht es weiter unter den gleichen Bedingungen zu veröffentlichen und dabei LINX und die Autor*innen zu erwähnen!

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