Klima, Ungleichheit, Ausbeutung - Ich krieg' die Krise

Warum ist die Welt, wie sie ist? Wir verschaffen euch einen Überblick über ausgewählte sozial-ökologische Krisen. Dabei wird schnell klar: Klimakrise, Ökokrise, Geschlechterverhältnisse, Reichtum und ungerechte globale Machtverhältnissen sind eng miteinander verknüpft. Um zu verstehen, warum das so ist, werfen wir einen Blick auf die Funktionsweise des Kapitalismus und der imperialen Lebens- und Produktionsweise.

Ich krieg die Krise

Warum gibt es immer noch so viel Armut auf der Welt? Wieso gibt es Menschen, die von gesellschaftlichen Krisen profitieren? Weshalb ist Care-Arbeit so ungerecht verteilt? Und warum sorgen wir uns so viel um unseren eigenen ökologischen Fußabdruck - während reiche Menschen den Klimawandel vorantreiben?

Bei diesen Fragen können wir schon mal die Krise kriegen. Wir wollen aber nicht platt vermitteln, wie schlimm alles ist. Uns geht es darum, auf die Ursachen verschiedener sozial-ökologischer Krisen hinzuweisen. Sie stehen in einem engen Zusammenhang mit der kapitalistischen Organisation der Gesellschaften und Wirtschaftssysteme. Insbesondere die Länder im Globalen Norden und die reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung leben systematisch auf Kosten anderer. Das ist ein Erbe der Geschichte und keine Normalität, die wir hinnehmen müssen. Entsprechend kannst du hier wichtige Analyseperspektiven kennenlernen, die uns helfen, vermeintliche Lösungen zu entlarven und über solidarische Alternativen nachzudenken.

1. Ökologische Krise

Die Klimakrise ist zu einer globalen Herausforderung von alarmierendem Ausmaß geworden. Von schwindenden Arten und Ökosystemen bis hin zur Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden bedroht sie die planetare Gesundheit und Stabilität. In vielen Teilen der Welt sind die Auswirkungen besonders spürbar, wobei benachteiligte Gemeinschaften und der globale Süden am stärksten betroffen sind. Ein Symbol für diese Krise ist der Earth Overshoot Day.

Earth Overshoot Day

Wir als Menschen verbrauchen täglich Ressourcen für unser Leben. Es gibt eine bestimmte Menge an Rohstoffen, die genutzt werden können, ohne dass es der Erde schadet. Der Earth Overshoot Day markiert den Tag im Jahr, an dem der Verbrauch der Menschen die jährlich zur Verfügung stehenden Ressourcen überschreitet.

Individueller Fußabdruck und Ungleichheit

Zwei Fußabdrücke sind auf einer Erdkugel abgebildet
Der Earth Over Shoot Day basiert auf dem Konzept des ökologischen Fußabdrucks. Dieser misst, wie viel Fläche benötigt wird, um all die Energie und Rohstoffe zur Verfügung zu stellen, die Menschen verbrauchen. In der folgenden Übung kannst du dir überlegen, wie viele Erden es bräuchte, wenn alle Länder so viel verbrauchen würde, wie das betrachtete Land und wenn wir gleichzeitig so tun, als hätten alle Menschen dieses betrachteten Lands einen gleich großen Durchschnittsfußabdruck. Ordne die Anzahl der Erden dem jeweiligen Land zu. Das gibt dir eine grobe Einschätzung darüber, wie ungleich der Ressourcenverbrauch im Vergleich zwischen den Ländern ist.
Zwei Erden zeigen, dass unterschiedlich viel Bebauung und Mobilität den Fußabdruck vergrößern oder verkleinern kann.
Doch Achtung: Diese Art der Darstellung sagt uns nichts darüber wer in dem betrachteten Land einen sehr großen Fußabdruck hat und wer nicht. Menschen mit mehr Geld und Vermögen haben oft einen größeren Fußabdruck, da sie viel mehr konsumieren, reisen und auf größerer Fläche leben können. Das Fußabdruckmodell sollte in seiner ursprünglichen Form nicht auf einzelne Menschen angewandt werden, denn sie haben sehr oft nur einen begrenzten Spielraum ihn zu verringern.
Grafik einer Erde mit Gebäuden darauf, ein Fußabdruck in der Mitte.
Bekannt gemacht wurde er jedoch ausgerechnet durch eine Werbekampagne der Mineralöl-Firma „BP“, die so die Verantwortung auf einzelne Menschen fokussierte. Dabei gibt es bestimmte Zwänge in einer Gesellschaft, aus denen Menschen nur sehr schwer herauskommen. Daher braucht es einen Systemwandel!

Wie viele Erden brauchen wir?

Fragen zum Nachdenken

  • Wie lässt sich der unterschiedlich große Fußabdruck verschiedener Länder erklären?

  • Erkennst du Gefahren, die mit Konzepten wie dem ökologischen Fußabdruck einhergehen?

2. Globale Ungleichheit

Nimmt die globale Ungleichheit zu oder ab? Die Realität ist nicht so positiv, wie es oft in den Erzählungen des Fortschritts und der Entwicklung wirkt. Trotz der globalen Verpflichtung zur Beseitigung der Armut bis 2030 im Rahmen der "Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs)" scheint sie noch lange nicht verschwunden zu sein. Trotz der Behauptung, dass mehr Wirtschaftswachstum die Kluft zwischen Nord und Süd überbrücken soll, sind die Grundbedürfnisse vieler Menschen weltweit nicht gedeckt. Das ist begründet in Machtverhältnissen, die auch historisch entstanden sind – etwa aus dem Kolonialismus sowie dem Einbezug der ärmeren Länder in das Weltwirtschaftssystem zu ungleichen Bedingungen.

In folgendem Quiz kannst du dich mit globaler Ungleichheit und ihrer Entstehung beschäftigen. Es wird deutlich, was sie antreibt und du lernst ein paar augenöffnende Zahlen kennen, die das Ausmaß dieser Krise und die Kluft zwischen dem Norden und dem Süden deutlich macht.

Globale Ungleichheit - Ein systemisches Problem

3. Krise der Care-Arbeit

Die Care-Arbeit befindet sich in einer Krise. Aber was heißt das eigentlich? Und was ist Care-Arbeit? Der Begriff beinhaltet in der Regel alle Tätigkeiten, die mit dem Sorgen und Kümmern einhergehen. Das umfasst zum Beispiel den Haushalt, die Pflege von kranken und alten Menschen oder die Betreuung von Kindern. Auch das Zuhören, wenn Menschen gerade Sorgen haben, sind Sorgetätigkeiten. All diese Dinge kosten Energie und können somit als Arbeit gesehen werden. Sorgearbeit wird vor allem von FLINTA (externer Link, öffnet neues Fenster), d.h. Frauen und queeren Menschen, erledigt. Manchmal werden Sorgetätigkeiten bezahlt, z.B. bei Erzieher*innen in der Kita, aber oft auch nicht, wie bei Eltern. Bezahlte Sorgetätigkeiten werden schlechter bezahlt als andere Arbeit. Das hat auch damit zu tun, dass Arbeit, die in der Gesellschaft vor allem mit Frauen assoziiert wird, oft als weniger wertvoll angesehen ist. Das führt zu einem Fachkräftemangel in diesem Bereich, der für das Zusammenleben so wichtig ist.

Teste dein Wissen dazu, wer eigentlich Care-Arbeit ausführt und wie das aussieht - in diesem Quiz!

Care Krise

4. Krisengewinner*innen

Große Krisen, die die kapitalistische Wirtschaft betreffen, produzieren nicht nur Verlierer*innen, sondern auch Krisengewinner*innen. Meist profitieren gesellschaftliche Gruppen, Unternehmer*innen oder Einzelpersonen (oft weiße Männer), die schon vorher sehr wohlhabend und privilegiert waren. Sie können Situationen der Unsicherheit und der Unübersichtlichkeit oft besser für ihre Interessen nutzen. Denn unter Krisenbedingungen muss schnell gehandelt werden, oft wird dabei viel Geld ausgegeben. Privilegierte Gruppen sind häufig in der Lage Angebote zu machen, die die Krise (vermeintlich) aufhalten oder abmildern. Sie können auch oft entsprechende Entscheidungen beeinflussen. In solchen Krisen verschärft sich dadurch die soziale Ungleichheit entlang bestehender Macht- und Ausbeutungsverhältnisse weiter, wenn nicht aktiv gegengesteuert wird.

In folgendem Quiz findest du Fragen zum Stand sozialer Ungleichheit und global, sowie zur Entwicklung dieser Situation im Zuge der Corona-Krise und der darauffolgenden globalen Energie-Krise im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Ukraine.

Wer profitiert in Krisen?

5. Krisenursache: Kapitalismus

Die verschiedenen Formen der Krisen und Ungerechtigkeiten, die du bislang kennenlernen konntest, entstehen nicht zufällig. Sie stehen in einem engen Zusammenhang mit der kapitalistischen Produktionsweise. Diese beruht im Wesentlichen auf die Einteilung in Klassen. In folgendem interaktiven Video kannst du dich mit der grundlegenden Kritik am Kapitalismus nach Karl Marx vertraut machen.

Mehr zu Ökonomie

In der Reihe "Ökonomie für alle" gibt es weitere Bildungsmaterialien zu wirtschaftlichen Grundlagen.

Zu Ökonomie für Alle

Kapitalismus

6. Eine globale Perspektive: Die imperiale Lebens- und Produktionsweise

Das Konzept der sogenannten „Imperialen Lebens- und Produktionsweisen“ beleuchtet die (globalen) Ausbeutungsverhältnisse genauer, die mit kapitalistischen Wachstumsgesellschaften verbunden sind. Sie stellt die Entstehung des Kapitalismus ebenfalls in den Kontext historischer Entwicklungen wie dem Kolonialismus, sowie Formen der Diskriminierung von Menschengruppen. Dieses Video des KAUZ-Kollektivs erklärt die wichtigsten Punkte. Auf dem Schaubild ist zusätzlich jeder Aspekt mit einem kleinen Text erklärt.

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Imperiale Lebens- und Produktionsweise

Quellen: "Ich krieg die Krise!"

Nutzen und Teilen!

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe ExitKrise! - Grundlagen zu Krisen und Wegen zu Globaler Gerechtigkeit, das in Kooperation mit Konzeptwerk Neue Ökonomie (externer Link, öffnet neues Fenster) erstellt wurde. Dieser Beitrag wird unter den Bedingungen der Creative Commons Lizenz CC BY 4.0 (externer Link, öffnet neues Fenster)veröffentlicht! Teile, nutze oder adaptiere es für deine Bildungsarbeit. Vergiss nicht es weiter unter den gleichen Bedingungen zu veröffentlichen und dabei LINX und die Autor*innen zu erwähnen!

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