Glossar

Wir arbeiten daran, das Glossar immer mehr zu erweitern. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, die hier aufgelisteten Begriffe zu verstehen. Unsere Vorschläge sollen nicht als letzte Wahrheit verstanden werden, sondern ein allgemeines Verständnis zum Lesen der Beiträge ermöglichen.

Übersicht

A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O   P  Q  R  S  T  U  V  W  X  Y  Z

A
 

Ableismus

Mit diesem Begriff wird die Benachteiligung, Unterdrückung, Ungleichbehandlung also im Allgemeinen Diskriminierung von Menschen mit Behinderung(en) beschrieben. Diese kann Ausdruck in Form von fehlender Barrierefreiheit sein, wodurch Betroffene es schwer(er) haben öffentlich zugängliche Orte zu betreten, die für Menschen ohne Behinderung kein Problem darstellen.

Adultifizierung

Adultifizierung beschreibt das Phänomen, bei dem Kinder und Jugendliche als erwachsener und reifer wahrgenommen und infolgedessen eher wie Erwachsene behandelt werden. Es ist eng verwandt mit dem Begriff Adultismus, der die Machtungleichheit zwischen Kindern und Erwachsenen und die daraus resultierende Diskriminierung jüngerer Menschen aufgrund ihres Alters bezeichnet. Adultifizierung betrifft besonders häufig Kinder of Color und schwarze Kinder und geht oft mit Rassismus, Sexismus und Armut einher.

Akkulturation

Dieser Begriff stellt den Gegensatz zur Enkulturation dar, nämlich die Anpassung einer Person oder Personengruppen an eine fremde Kultur, die sich an einem (neuen) Ort wiederfinden lässt. Beispiel hierfür ist die Migration in ein anderes Land.

 

Allyship

im Deutschen “Verbündetenschaft”. Der Begriff beschreibt das aktive Mithandeln von nicht-betroffenen Menschen bei politischen Kämpfen.
In diesem Fall ist es wichtig, dass die Person sich über eigene Privilegien (Vorteile innerhalb der gesellschaftlichen Strukturen) bewusst ist und mit diesen entsprechend umgeht, wie z.B. beim Erkennen von alltagsrassistischen Situationen.

Anarchismus

Der Anarchismus erstrebt ein Zusammenleben der Menschen ohne Herrschaft.

Sein Ziel ist eine Gesellschaft, die jedem ihrer Mitglieder vollkommene Befriedigung aller Bedürfnisse nach Wohlstand und Freiheit möglich macht, welche also durch den freiwilligen Entschluss der sie bildenden Menschen besteht.

Antiimperialismus

Antiimperialismus ist eine Haltung gegen imperialistische Politik. Menschen in Ländern, die von mächtigen und reichen Staaten wirtschaftlich abhängig sind, protestieren zum Beispiel gegen die Ausbeutung. Regierungen dieser abhängigen Länder verabschieden Gesetze, die den Einfluss der reichen Länder eindämmen. Menschen in mächtigen und reichen Ländern unterstützen diese Kämpfe und Gesetze solidarisch.

Antimuslimischer Rassismus

Mit diesem Begriff wird die Abwertung vom Islam und die Diskriminierung gegenüber Muslim*innen beschrieben.
Auch Menschen, die sich nicht als muslimisch identifizieren, können antimuslimischen Rassismus erleben, da sie aufgrund ihres Namens oder der zugeschriebenen Herkunft als muslimisch kategorisiert werden können.

 

Antirassismus

Antirassismus ist der theoretische wie praktische Ansatz, gegen Verhältnisse und Einstellungen zu kämpfen, die rassistisch sind. In Deutschland entwickelte sich der Antirassismus vor allem nach dem Mauerfall zu einem prominenten politischen Feld linker Organisierung. Die sog. Antira-Bewegung beinhaltet verschiedenartige Akteure, Theorien und Praktiken und weist Überschneidungen mit dem Bereich Antifa, Refugee-Bewegung, migrantischer Selbstorganisierung und institutioneller Antidiskriminierung auf. Ein bekanntes Beispiel ist das Netzwerk "Kein Mensch ist illegal". [1] (externer Link, öffnet neues Fenster)

 

Antisemitismus

Antisemitismus ist Diskriminierung, Vorurteil, Feindseligkeit oder Gewalt gegen Jüd*innen als Jüd*innen  (oder jüdische Einrichtungen als jüdische). Er richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder vermeintlich jüdische Personen, Institutionen oder religiöse Einrichtungen. Darüber hinaus kann auch eine verallgemeinerte Kritik des Staates Israel als jüdischer Staat antisemitisch sein. Auch in verkürzten Kapitalismuskritiken, etwa der Dämonisierung und Personalisierung des Finanzkapitals oder in modernen Verschwörungserzählungen über angebliche unsichtbare und machtvolle Strippenzieher drücken sich antisemitische Muster aus. [1] (externer Link, öffnet neues Fenster)

Antiziganismus

Antiziganismus oder auch Gadje-Rassismus ist eine bis heute bestehende Form des Rassismus, der sich gegen Sinti*zze und Rom*nja richtet. Er geht zurück auf eine 500jährige Geschichte der Ausgrenzung und Diskriminierung in Europa. Im Zuge eugenischer Wissenschaften erhielt diese eine „rassenbiologische“ Dimension und mündete schließlich im Nationalsozialismus im Versuch ihrer industriellen Vernichtung. Zwischen 1933 und 1945 wurden rund 500.000 Sinti*zze und Rom*nja ermordet. Bis heute kämpfen Sinti*zze und Rom*nja um das Gedenken an diese Geschichte, um Wiedergutmachung und allgemein gegen ihre fortdauernde gesellschaftliche Stigmatisierung und Ausgrenzung. Mehr zu diesem Thema auf L!NX

Apartheid

Apartheid bezeichnet das rassistische System der staatlich organisierten Trennung und Diskriminierung in Südafrika von 1948 bis 1994. Menschen wurden je nach Hautfarbe und Herkunft eingeteilt. Schwarze Südafrikaner*innen wurden systematisch ausgegrenzt. Sie hatten weniger (politische) Rechte, Zugang zu Bildung und öffentlichen Einrichtungen. Dieses System diente nicht nur der rassistischen Ausgrenzung, sondern auch der ökonomischen Ausbeutung der schwarzen Mehrheitsbevölkerung als billige Arbeitskräfte für weiße Unternehmen und Farmer*innen.

Die Apartheid war tief in den politischen und wirtschaftlichen Strukturen des Landes verwurzelt. Durch internationale Solidaritätsbewegungen und den Widerstand von Organisationen wie dem African National Congress (ANC) wurde sie schließlich überwunden. Die Folgen sind noch heute spürbar: Ungleichheiten in Bildung, Arbeitsmarkt und Einkommensverteilung zeigen, wie tief rassistische Strukturen in Gesellschaften eingreifen können. Die Muster und Logiken, die die Apartheid Südafrikas prägten, finden sich auch in aktuellen globalen Ungleichheiten und rassistischen Strukturen.

Assimilation

Assimilation ist die Angleichung bzw. Anpassung bestimmter Menschen an die Mehrheitsgesellschaft. In Bezug auf Migration wird Assimilation häufig als die Forderung verstanden, dass Migrant*innen ihre mitgebrachten kulturellen Eigenschaften aufgeben sollen zugunsten einer in dem jeweiligen Land behaupteten Leitkultur.

Außerparlamentarische Opposition (APO)

Die Abkürzung steht für die Außerparlamentarische Opposition, ein Begriff, der sich nicht zwangsläufig auf eine bestimmte politische Gruppe bezieht. In der Regel wird aber mit APO die sogenannte Studentenrevolte der späten 1960er Jahre gemeint.

Autoritarismus

Autoritarismus wird meistens als eine diktatorische Herrschaftsform verstanden. Autoritäre Staaten lassen weniger Mitsprache zu und werden diktatorischer, ihre Polizei bespitzelt und unterdrückt die Bevölkerung, und sie enthalten bestimmten Gruppen – z.B. Migrant*innen oder Widerständler*innen – fundamentale Rechte vor. Zum anderen beschreibt Autoritarismus auch „Ideologien der Ungleichwertigkeit“, die den Attacken auf Demokratie oft zugrunde liegen, zum Beispiel Rassismus (externer Link, öffnet neues Fenster), Sexismus (externer Link, öffnet neues Fenster), Nationalismus und so weiter.

 

B
 

basisdemokratisch

Basisdemokratie verfolgt das Ziel, den Mitgliedern einer Gesellschaft oder einer sozialen Gruppe, wie den Bürgern eines Staates, direkte Entscheidungsbefugnis zu geben. Im Gegensatz dazu haben die meisten Länder eine repräsentative Demokratie, in der gewählte Vertreter politische Fragen entscheiden. In einer basisdemokratischen Struktur treffen gleichberechtigte Individuen direkt Entscheidungen, oft unter Anwendung des Konsensprinzips, bei dem alle Mitglieder zustimmen müssen. Dies dient dazu, die Unterdrückung von Minderheiten zu verhindern und sicherzustellen, dass die Minderheit nicht gezwungen wird, sich der Mehrheit anzupassen. [1] (externer Link, öffnet neues Fenster)

bilaterial/ multilateral

Bei der Durchführung ihrer Außenpolitik haben die Regierungen die Wahl zwischen Bilateralismus und Multilateralismus. Bilateralismus bedeutet Absprachen mit einem einzelnen Land, während Multilateralismus Absprachen zwischen mehr als drei Ländern bedeutet.

Bildung

Während Lernen der Prozess ist, durch den wir Wissen und Fähigkeiten erwerben, ist Bildung das, was daraus entsteht: die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, Machtstrukturen zu durchschauen und zielgerichtet zu handeln. Bildung passiert nicht nur in Schulen oder Universitäten, sondern überall: in politischen Kämpfen, in gemeinsamen Diskussionen, im Teilen von Erfahrungen. Sie ist nie neutral – sie kann bestehende Ungleichheiten festigen oder Räume für Emanzipation und Widerstand schaffen. Eine progressive Bildung stärkt Selbstbestimmung, orientiert auf kollektives Handeln und macht Wissen für alle zugänglich – unabhängig von Herkunft, Status oder finanziellen Mitteln.

BIPoC

Die Abkürzung BIPoC steht im Englischen für Black, Indigenous, Person/People of Colour. Die Formulierung ist eine neuere Selbstbezeichnung rassismusbetroffener Menschen, die nicht weiß sind, und soll gleichzeitig die Vielfältigkeit von nicht-weißen Personen markieren.

Bizone

Die sogenannte Bizone war ein von den Alliierten (= Den Vereinigten Staaten von Amerika, das Vereinigte Königreich, Frankreich und die Sowjetunion) nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geschaffenes politisches Gebilde in Deutschland. Sie entstand im Jahr 1947 durch die Zusammenlegung der britischen und amerikanischen Besatzungszonen in Deutschland und umfasste den Großteil Westdeutschlands sowie West-Berlins. Der Begriff "Bizone" ist eine Zusammenziehung der Worte "British" und "Zone" (englisch für "britische Zone").

Die Bizone war kein Staat, jedoch gewissermaßen eine Vorstufe zur Bundesrepublik Deutschland, die 1949 gegründet wurde. Die Zusammenlegung der beiden Besatzungszonen hatte zum Ziel, die wirtschaftliche und politische Stabilität in Deutschland zu erhöhen. 1948 trat auch die Siegermacht Frankreich mit Gebieten im heutigen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg dem Gebilde bei, sodass eine „Trizone“ („Tri“ für drei) entstand.

BLM - Black Lives Matter - (Schwarzes Leben zählt)

BLM ist eine aus den USA stammende internationale Bewegung gegen die (vor allem polizeiliche) Diskriminierung von Schwarzen Menschen und für ihre Rechte. Kritisiert werden Praktiken wie z.B. racial profiling (externer Link, öffnet neues Fenster) und rassistische Polizeigewalt. Eine zentrale Forderung dieser Bewegung lautet „Defund the Police“, also systematische Budgetkürzungen bei der Polizei und letztlich ihre Auflösung. Weltweite Aufmerksamkeit erfuhr der Mord eines Polizisten an George Floyd im Mai 2020. Weltweit gingen Hundertausende von Menschen unter dem Hashtag #BLM auf die Straße.

Bodenwert

Grund und Boden ist kein Gut wie jedes andere. Er lässt sich nicht vermehren, ist damit einzigartig in seiner Lage und nur begrenzt verfügbar. Trotzdem wird Grund und Boden im Kapitalismus den "Marktmechanismen" unterworfen und verändert je nach Nachfrage seinen Wert. Die Nachfrage kann steigen, wenn der Boden besonders gut für Landwirtschaft oder Bebauung geeignet ist - sie kann aber auch aufgrund einer angesagten Lage steigen, in der Innenstadt oder in der Nähe von Gewässern. Grund und Boden ist daher oft Gegenstand von Spekulation: Eigentümer:innen kaufen Boden für einen günstigeren Preis und spekulieren auf die steigende Entwicklung des Bodenpreises. Wenn diese Erwartung erfüllt ist, wird das Grundstuck zum Teil als solches Verkauft oder hochpreisig bebaut und weiterverkauft.

Bolschewiki

Die Bolschewiki waren in Russland die kommunistischen Revolutionäre um Lenin. Das Wort bedeutet »Mehrheitler«, was sich auf die Abspaltung der radikalen Fraktion von der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands bezieht. Den anderen Flügel der Partei bildeten die Menschewiki, die »Minderheitler«. Diese galten als gemäßigt sozialdemokratisch. Kurioserweise waren die Menschewiki eigentlich die zahlenmäßig stärkere Gruppe. Bei einer entscheidenden Abstimmung waren sie es jedoch nicht. Das erklärt die Namen. Die Bolschewiki gingen später in der KPDSU auf, der Kommunistischen Partei der Sowjetunion. Viele der »Altbolschewiki« wurden Opfer der stalinistischen Säuberungen. Die Menschewiki wurden bereits in der frühen Sowjetunion verboten und verfolgt.

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum (in der Regel: ein Jahr). Das BIP misst den Wert aller im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen zu Marktpreisen, d.h. die gesamte ökonomische Wertschöpfung. Im internationalen Vergleich wird das BIP oft pro Kopf (GDP per capita) angegeben, um eine bessere Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Ländern zu gewährleisten. Das BIP sage zu wenig über den Wohlstand eines Landes aus. Es bilde nur ab, wie viel in einem Land produziert und verkauft wird. Auch würden unbezahlte Arbeiten im BIP keine Rolle spielen. Dazu gehören ehrenamtliche Arbeiten oder die Arbeit von Eltern, die ihre Kinder großziehen. Dabei tragen diese Arbeiten auch zum Wohlergehen der Gesellschaft bei. Ebenfalls erscheinen im BIP nur bezahlte Arbeiten, die beim Staat angegeben werden und für deren Lohn man Steuern zahlen muss.

Bürokratie

Das Wort Bürokratie bezeichnet die Herrschaft eines Staates mithilfe eines legalen Verwaltungsapparats. Dieser funktioniert nach genauen Regeln und einer festgelegten Ordnung. Für alles, was organisiert werden muss, gibt es in einer Bürokratie bestimme Zuständigkeiten, Dienstwege und Vorschriften. Dabei wird jeder Vorgang genau festgehalten. Häufige Kritikpunkte sind die Umständlichkeit und die Undurchsichtigkeit von Vorgängen, die Anfälligkeit für Korruption und dass die Bürokratie den Menschen eher Hindernisse in den Weg legt, als ihren Interessen zu dienen.

 

C
 

Care-Arbeit

Care-Arbeit meint die Arbeit des sich Sorgens und sich Kümmerns. Das kann vieles mit einschließen wie Pflege, Haushaltsarbeit, Betreuungsarbeit, Ehrenamt, da sein für Freund*innen, Familie etc. Es ist Arbeit, welche historisch meistens von Frauen übernommen wurde und immernoch wird. Der Begriff kommt aus der feministischen Bewegung. Er schließt an die Idee an, dass unbezahlte Arbeit nötig ist, um die Arbeitskraft aufrechtzuerhalten. Damit Menschen körperlich und mental fit genug sind um Lohnarbeit nachgehen zu können, müssen sie essen, sich pflegen, etc. Diese Care-Arbeit ist notwendig, damit die Gesellschaft funktioniert. Sie wird oft nicht als "echte" Arbeit wahrgenommen und schlecht oder gar nicht bezahlt. Auf deutsch wird alternativ auch der Begriff der Sorgearbeit genutzt. Diese Begriffe sind nicht klar voneinander abgegrenzt und haben beide auch keine einheitliche Definition. [1] (externer Link, öffnet neues Fenster)

Mehr zu Care-Arbeit:
Care-Arbeit: Keine Zeit für Sorge?
Wie Pflegeketten in Europa entstehen

Cis

Als Cis-Personen bezeichnet man alle Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.

Critical Whiteness

Critical Whiteness oder auch Kritisches Weißsein ist eine Kategorie der kritischen Rassismusforschung und untersucht die Konstruktion von Weiß-sein. Weißsein wird gesellschaftlich als unsichtbare Norm gesetzt. Weiß-sein selbst wird dadurch in seiner Gemachtheit sichtbar gemacht und darüber besprech- und veränderbar.

Cultural Appropriation

Cultural Appropriation oder kulturelle Aneignung beschreibt die Gegenaneignung von Sprache, Kultur, Kleidung/Mode usw. einer marginalisierten Gruppe durch Menschen, die einer dominanten, privilegierten Gruppe angehören. Ein häufig genanntes Beispiel für kulturelle Aneignung ist, wenn weiße Menschen Cornrows oder Braids tragen. Dadurch können Widerstandsformen, die sich in kulturellen Praktiken ausdrücken, unsichtbar gemacht werden. Oftmals ist die Grenze zwischen stärkender kultureller Parteinahme und schwächender kultureller Enteignung unscharf und ist Gegenstand erbitterter Auseinandersetzungen im Antirassismus.

D
 

Demokratie

Demokratie heißt so viel wie "Herrschaft des Volkes" und bedeutet, dass eine bestimmte Gemeinschaft von Menschen über sich selbst bestimmt. Anders als etwa in den Monarchien des Mittelalters, in denen Könige und Fürsten durch ihr ererbtes Recht die Gesellschaft lenkten, ist in einer Demokratie die Gemeinschaft selbst das entscheidende Organ. Entschieden wird zum Beispiel durch Wahlen oder durch Abgeordnete, die von der Gemeinschaft bestimmt wurden. Es gibt verschiedene Verständnisse von Demokratie: Liberale Demokratien, wie man sie im globalen Norden kennt, sind nur eine Form davon. Es gibt auch andere Ansätze von Demokratien, wie z.B. das demokratische System, das in Rojava in Nordsyrien ausgeübt wird. 

Deregulierung

Der Prozess der Beseitigung oder des Abbaus staatlicher Vorschriften im Wirtschaftsbereich, insbesondere derjenigen, die den Märkten auferlegt werden. Sein Ziel ist es, den Wettbewerb auf dem Markt zu erhöhen und die Preise für die Verbraucher zu senken. Er wurde ab den 1970er Jahren von Anhängern des Neoliberalismus gefördert. Kritisch an der Deregulierung ist, dass sie häufig den Abbau von Gesetzen oder staatliche Auflagen zur Folge hat, die für Arbeitsschutz, Menschenrechte oder den Umweltschutz da sind.

Deutsche Wohnen & Co. Enteignen

Die Initiative "Deutsche Wohnen & Co. Enteignen" wirbt mit einem breiten und bundesweiten Netzwerk an Unterstützer*innen und der gleichnahmigen Kampagne für die Vergesellschaftung von privaten Wohnungsbeständen in Berlin. Die Wohnungen von Unternehmen, die mehr als 3.000 Wohnungen in der Stadt besitzen, sollen über eine besondere Rechtsform in gemeinwirtschaftliche Hand überführt werden. Im September 2021 wurden in einm Berliner Volksendscheid 59,1 Prozent der gültigen Stimmen für die Vergesellschaftung großer, privater Wohnungsunternehmen gezählt. Mit dem gewonnenen Entscheid wurde der Auftrag an das Berliner Abgeordnetenhaus übergeben, ein Gesetz zur Vergesellschaftung der Wohnungsunternehmen zu verabschieden.

Diaspora

Der Begriff „Diaspora“ entstammt dem Griechischen und bedeutet Verstreutheit. Der Begriff bezog sich lange Zeit auf die Vertreibung der Jüd*innen nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem. Heute wird er auf alle Personen angewandt, die entweder selbst oder deren Vorfahren aus einem bestimmten Land oder einer Region stammen, welche aber nun an verschiedenen Orten der Welt leben oder leben. Der Begriff Diaspora ist eng mit dem Begriff des Exils verbunden und besitzt eine andere Vorstellung von Heimat und Fremde, als etwa der Begriff der (Post)Migration, der stärker auf transnationale Bewegung und Hybridisierungserfahrungen setzt und einen universellen Zugehörigkeitsanspruch stellt.

Didaktik

Didaktik ist die Wissenschaft vom Lehren und Lernen. Sie stellt Theorien, Modelle und Ansätze bereit, um den Lernprozess zu reflektieren, Zusammenhänge zu beschreiben und eine konkrete Praxis zu empfehlen.

Didaktik umfasst dabei mehr als die Methodik zur Weitergabe von Wissen – sie hinterfragt kritisch, wer darüber entscheidet, was gelehrt wird und zu welchem Zweck. Darin unterscheiden sich verschiedene Didaktiken. In einer Gesellschaft, in der Bildung von Machtstrukturen geprägt ist, braucht es eine Didaktik, die in Frage stellt, alternative Lernwege aufzeigt und für eine Wissensvermittlung auf Augenhöhe eintritt.

Diskriminierung

Diskriminierung ist jede Form der nicht gerechtfertigten Benachteiligung oder Ungleichbehandlung von Personen und/oder Gruppen. Menschen werden wegen verschiedener wahrnehmbarer wie auch nicht wahrnehmbarer Merkmale diskriminiert. Wahrnehmbar sind dabei z.B. Alter, Zugehörigkeit oder Behinderung. Nicht wahrnehmbar sind folglich Weltanschauungen, Religion oder sexuelle Orientierung. Diskriminierung verletzt die Menschenrechte der Betroffenen. In vielen Ländern besteht ein rechtlicher Schutz vor Diskriminierung. Oft scheitert dieser Schutz jedoch an der Umsetzung von adäquaten Massnahmen. Zu Diskriminierungsformen zählen z.B. Sexismus, Rassismus, Ableismus, Klassismus, Antiziganismus, Antisemitismus, Homophobie/Queerfeindlichkeit und weitere.

Diversifizierung

Diversifizierung bezeichnet die Ausweitung der Exporte und das Streben nach Wirtschaftswachstum durch gezielte Integration in den Weltmarkt. Vorrangiges Ziel der Diversifizierung ist es, die für viele Entwicklungsländer typische Abhängigkeit von nur einem oder wenigen Exportprodukten und die damit verbundenen Preisschwankungen auf dem Weltmarkt zu überwinden. Die Ausweitung der Exportpalette konzentriert sich auf Produkte mit komparativen Kostenvorteilen gegenüber konkurrierenden Anbietern auf dem Weltmarkt.

DKP (Deutsche Kommunistische Partei)

Die DKP wurde 1968 in der Nachfolge der 1956 verbotenen KPD gegründet. Sie vertrat einen orthodoxen Marxismus-Leninismus, ihr Vorbild war die DDR. Bundesweit waren ihre Wahlergebnisse stets marginal, lokal hatte die Partei aber durchaus Erfolge vorzuweisen. Nach dem Ende des Kalten Kriegs und dem Mauer fall verschwand sie sehr schnell in der fast völligen Bedeutungslosigkeit, nicht zuletzt weil Finanzierungshilfen aus der DDR nicht mehr möglich waren. Es gibt die Partei aber immer noch.

Dschihadistischer Terrorismus

Terrorismus bezeichnet Gewaltaktionen wie zum Beispiel Anschläge oder Attentate. Sie werden eingesetzt um Angst zu machen und dadurch Druck auszuüben. So sollen politische oder religiöse Ziele erreicht werden. 

Dschihad ist im Islam allgemein mit dem Streben nach einem Leben verbunden, das im Einklang mit muslimischen Glaubenssätzen und Traditionen steht. Je nach Auslegung des Islam bezieht sich das auf die innere, spirituelle Bemühung, ein gottgefälliges Leben zu leben, eine muslimische Gemeinschaft aufzubauen oder auch den Islam militärisch zu verteidigen. Es muss also beim Dschihad nicht unbedingt Gewalt angewandt werden. 

Dschihadistischer (oder auch islamistischer) Terrorismus bedeutet, mit dem Koran Gewaltaten zu rechtfertigen um gegen politische Gegner*innen eigene Ziele durchzusetzen. 

E
 

Eigentumsverhältnisse

Das Recht, vollständig über eine Sache verfügen zu können - und diese sogar auf eigenes Ermessen hin zerstören zu dürfen - wird Eigentum genannt. Die Eigentumsverhältnisse und damit die gesellschaftliche Verteilung des Verfügungsrechts über Dinge und Ressourcen ermöglicht einen Rückschluss auf die Verteilung von Wohlstand und Macht. Zentral für die gesellschaftliche Reproduktion ist zum Beispiel das Eigentum und die Verfügung über Grund und Boden, (soziale) Infrastruktur, aber auch Patente auf Medikamente oder Samen für die Agrarwirtschaft.

Emanzipation

Auf der Ebene von Gesellschaft beschreibt Emanzipation einen Akt oder einen Prozess der Selbstbefreiung, wenn benachteiligte Gruppen Gleichberechtigung oder Gleichstellung einfordern und dies durchsetzen.

Aus der Perspektive der Einzelnen geht es bei Emanzipation darum, sich von Hindernissen zu befreien oder gesellschaftliche Normen zu überwinden, die eine persönliche Weiterentwicklung einengen. Der Begriff weist dabei eine hohe Überschneidung mit dem Begriff des Empowerments auf.

Mit einem progressiven Blick bedeutet Emanzipation gleichzeitig ein Verständnis dafür, dass die eigene Befreiung mit der aller Anderen verwoben ist. Diese Bereitschaft zur Reflexion öffnet Raum für Solidarität und kollektives Handeln. Das steht im Gegensatz zu einem individualistischen Emanzipationsbegriff, der vor allem die Eigenverantwortung und das Eigeninteresse betont.

Empowerment

Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen diskriminiert werden, sind grundsätzlich benachteiligt. Empowerment beschreibt den Vorgang, bei dem diese Menschen über unterschiedliche Zugänge (Weiterbildung, Bildung, Peer-Groups etc.) die eigene Ohnmacht ablegen und ein Gefühl von Handlungsmacht entwickeln. Durch das Erkennen struktureller Ungleichheiten und Entwickeln der eigenen Stärken insbesondere in der Gruppe können gemeinsame Handlungsmöglichkeiten entwickelt werden. So kann die eigene psychische Gesundheit gestärkt und gleichzeitig gesellschaftliche Veränderung angestoßen werden.

Enkulturation

Der Begriff der Enkulturation beschreibt das Hineinwachsen eines Neugeborenen in die es umgebende Kultur. Enkulturation umfasst also den Teil des Heranwachsens, bei dem Kinder auf unbewusste Art und Weise gesellschaftliche und kulturelle Normen, Regeln und Werte erlernen und verinnerlichen.

Enteignung

Die Möglichkeit zur Enteignung zum Zwecke des "allgemeinen Wohls" der Gesellschaft ist in Artikel 14 des Grundgesetzes verankert. Dieser Artikel wurde im Laufe des späten 18. und 19. Jahrhunderts vor allem auf Immobilieneigentum angewandt, um Infrastrukturprojekte zu ermöglichen, die dem wirtschaftlichen Profitstreben dienen. Es werden zum Beispiel Hauseigentümer*innen enteignet, um auf dem Land Autobahnen zu bauen; oder es werden ganze Dörfer enteignet, um an ihrer Stelle Braunkohle abzubaggern. Artikel 15 des Grundgesetzes sieht allerdings eine alternative Form des Eigentums- und Verfügungsrechts vor: Mit der Vergesellschaftung könne Privateigentum in Gemeineigentum oder "andere Formen der Gemeinwirtschaft" überführt werden und wieder der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden (z.B. Wohnungen→ Deutsche Wohnen & Co. enteignen). Artikel 15 des Grundgesetzes wurde seit seiner Einführung 1949 noch nie erfolgreich angewendet.

Entwicklungsländer

Als sogenannte “Entwicklungsländer” werden häufig Länder bezeichnet, in denen ein niedriger bis sehr niedriger Lebensstandard herrscht. Dazu zählt eine hohe Analphabetenquote (Menschen, die nicht lesen und schreiben können) und Arbeitslosenquote, ein geringes Grundkapital und schlechte soziale Infrastruktur. Die Einteilung in “Entwicklungs- und Industrieländer” ist dabei sehr umstritten. Mehr dazu hier.

Entwicklungspolitik

Zu diesem Begriff werden gemeinhin all jene Aktivitäten gezählt, die eine Verbesserung in wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, sozialen oder technischen Bereichen eines Landes zum Ziel haben. Dabei werden in der Regel langfristige und übergeordnete Ziele entwicklungspolitischer Maßnahmen verfolgt, also z.B. Der Kampf gegen Armut. Sprach man früher häufig auch von Entwicklungshilfe, so ist dieser Begriff in vielen Diskursen mittlerweile durch das Wort Entwicklungszusammenarbeit (EZ) ersetzt worden, wenngleich auch dieser Begriff Diskussionen auslöst und von vielen Akteur*innen im Feld der Entwicklungspolitik abgelehnt wird. Anders als die Verwendung des Wortes Hilfe soll Zusammenarbeit aber signalisieren, dass es sich bei den angestrebten entwicklungspolitischen Maßnahmen um eine gleichberechtigte Partnerschaft und Kooperation zwischen „Geberland“ und „Nehmerland“ handelt.

Häufig genannte Kritikpunkte an der Entwicklungspolitik sind neben einer ganz grundsätzlichen Debatte darüber, wie und vor allem von wem Entwicklung und Fortschritt definiert wird, sind eine sich verschärfende Abhängigkeit des „Nehmerlandes“ vom „Geberland“, Veruntreuung von Geldern sowie nicht zuletzt eigene, wirtschaftliche Interessen der "Geberländer". Außerdem wird kritisiert, dass der Begriff Entwicklungspolitik falsche Vorstellungen wecke, da der niedrige Lebensstandard in ärmeren Ländern nicht an ihrer fehlenden Entwicklung läge, sondern an Ausbeutungsprozessen durch reichere Länder. Damit gehen auch Rassismen auf mehreren Ebenen einher.

Ernährungssouveränität

Ernährungssouveränität bedeutet, dass alle Menschen jederzeit Zugang zu ausreichend nahrhaften und sicheren Lebensmitteln haben, die für ihre Gesundheit und Kultur wichtig sind. Sie hängt von vielen Faktoren ab, wie einer stabilen Landwirtschaft, einer gerechten Verteilung von Lebensmitteln sowie der Fähigkeit, Nahrungsmittel zu lagern und zu transportieren. Doch in vielen Teilen der Welt ist dies nicht selbstverständlich, da Armut, unfaire Handelssysteme und die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels den Zugang zu gesunden Nahrungsmitteln massiv einschränken.

Politische Bewegungen in Entwicklungsländern setzen sich seit Jahren für eine gerechtere und nachhaltigere Gestaltung der Ernährungssysteme und gegen die Privatisierung natürlicher Ressourcen ein. Sie fordern nicht nur mehr Zugang zu Nahrungsmitteln, sondern auch die Kontrolle über landwirtschaftliche Ressourcen. Diese Bewegungen kämpfen für lokale Landwirtschaft, fairen Handel und die Förderung traditioneller Anbaumethoden, die im Einklang mit den ökologischen und sozialen Bedürfnissen der Menschen stehen.

Eurozentrismus

Mit Eurozentrismus wird eine europäisch-fokussierte Weltanschauung gemeint. Europäische Werte, Perspektiven und Standards bilden hierbei die Norm und den Maßstab, mit dem Vergleiche mit nicht-europäischen Perspektiven, Kulturen und Standards gezogen werden. Dabei gilt das Denken und Handeln in Europa als das "Richtige", das überall gelten sollte, da es häufig mit gesellschaftlichem Fortschritt gleichgesetzt wird. So soll z.B. die Wissenschaft in nicht-europäischen Ländern und Kulturen “modernisiert” und ersetzt werden. Der Eurozentrismus dient damit der kolonialen Unterwerfung und Ausbeutung nicht-europäischer Menschen und Länder.

Externalisierung

Externalisierung beschreibt die Situation, in der die Menschen des globalen Nordens unter Rückgriff auf ihre politische und ökonomische Macht und Stärke den globalen Süden ausbeuten. Dies bezieht sich auf Produkte, Ressourcen, das Wissen sowie die Arbeitskraft der Menschen im Süden. Die Verdrängung des Wissens um diese Ausbeutung funktioniert in den Gesellschaften des Nordens immer weniger, da Klimafolgen, zunehmende Armut, Konflikte um Zugang zu Ressourcen, Abwanderung, aber auch das Wohlstandsversprechen in den „Peripherien“ immer mehr „negative“ Auswirkungen auf den globalen Norden haben.

Extraktivismus

Beim Extraktivismus werden natürliche Ressourcen der Erde entnommen und als Waren auf dem weltweiten Markt verkauft. Diese Art des Wirtschaftens wird von großen internationalen Unternehmen und Staaten betrieben. Sie geht auf die europäische Kolonialzeit vor mehr als 500 Jahren zurück. Diese koloniale Herkunft führt dazu, dass die kapitalistisch-imperiale Ausbeutung von Ressourcen insbesondere im globalen Süden massiv betrieben und bis heute weiter entwickelt wurde und wird.

F
 

Feminismus

Feminismus bezeichnet soziale Bewegungen und theoretische Ansätze, die sich für die Gleichberechtigung und Selbstbestimmung aller Menschen, unabhängig vom Geschlecht, einsetzen. Es gibt nicht den einen Feminismus, sondern verschiedene feministische Strömungen und Theorien, die sich teilweise ergänzen, aber auch widersprechen können. Historisch hat der Feminismus bereits viele Errungenschaften erzielt, wie das Frauenwahlrecht oder die rechtliche Gleichstellung. Dennoch sehen Feminist*innen auch heute noch Handlungsbedarf in Bereichen wie Lohngleichheit, Repräsentation in Führungspositionen und Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt.

Femizide/ Feminizide

Als Femizide oder Feminizide wird die Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund von tiefliegendem Frauenhass bezeichnet. Häufig sind davon nicht nur Frauen betroffen, sondern auch Menschen, die sich nicht als weiblich identifizieren, aber so „gelesen“ werden. Da im Spanischen der Begriff Femizid (femicidio) analog zum Begriff Mord (homicidio)  als Bezeichnung für jede Tötung einer Frau missverstanden werden kann, verwenden einige lieber den Begriff Feminizid. Feminizid soll eindeutig jene gewaltsamen Tötungen von Frauen und weiblich gelesenen Personen bezeichnen, die im Kontext ihrer generellen Abwertung und als Zuspitzung einer Vielzahl von geschlechtsbezogenen Gewaltformen gegen Frauen begangen werden. [1] (externer Link, öffnet neues Fenster) [2]

FLINTA

Das Wort ist ein Sammelbegriff für alle Menschen, die nicht cis-männlich sind und aufgrund ihrer Geschlechtsidentität bzw. ihres Genders diskriminiert werden. Damit sind folgende Personen und Personengruppen gemeint: Frauen, Lesben, Intersexuelle, Nicht-binäre/non-binäre, Trans-, Agender.

Freihandel

Freihandel ist eine Handelspolitik, bei der eine Regierung die Ein- und Ausfuhren (Import/Export) nicht beschränkt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ein Land auf jegliche Kontrolle und Besteuerung von Ein- und Ausfuhren verzichtet. Die Freihandelstheorie basiert auf den Arbeiten von Adam Smith, wonach die Arbeitsteilung zwischen den Ländern zu Spezialisierung, größerer Effizienz und höherer Gesamtproduktion führt. (Gegenteil: Protektionismus)

G
 

G20

Die Gruppe der zwanzig (G20) wurde 1999 gegründet und besteht aus zwanzig der größten Volkswirtschaften der Welt. Sie wurde gegründet um untereinander die Stabilität der internationalen Wirtschaft und Finanzen zu besprechen. Aktuell sind diese neunzehn Länder vertreten: Argentinien, Australien, Brasilien, Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Mexico, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika, Südkorea, Türkei, Vereintes Königreich, Vereinigte Staaten von Amerika. Spanien ist als dauerhafter Gast eingeladen.

Gastarbeiter*innen

Als „Gastarbeiter*innen“ werden all jene Personen bezeichnet, die im Rahmen der deutschen Arbeitskräfteanwerbung in der Nachkriegszeit in der BRD als temporäre Arbeiter*innen angeworben wurden. Abgeschlossen wurden die Anwerbeverträge mit Italien, Spanien, Griechenland, Türkei, Marokko, Südkorea, Portugal, Tunesien und Jugoslawien. Bis 1973 kamen 14 Millionen Arbeiter*innen, von denen über 3 Millionen nach dem Anwerbestopp blieben und zu Einwander*innen wurden. Oftmals litten die Gastarbeiter*innen und ihre Familien unter schweren und schlechten Arbeits- und Wohnbedingungen. Zahlreiche Gastarbeiter*innen organisierten sich als Reaktion hierauf für arbeitsrechtliche Gleichstellung und politische und soziale Rechte. Sie bilden bis heute die Basis der migrantischen Selbstorganisierung in Deutschland. In der DDR gab es mit den Vertragsarbeiter*innen ein ähnliches Anwerbeverfahren.

Gender

Gender bezeichnet das Gender beschreibt das soziale, gefühlte und ausgelebte Geschlecht. Es umfasst gesellschaftlich geprägte Rollen, Erwartungen und Identitäten, die als typisch für Frauen, Männer oder andere Geschlechter gelten. Diese Rollen sind kulturell und historisch wandelbar und beeinflussen Kleidung, Verhalten und Berufswahl. Gender wird oft als Gegensatz zum biologischen Geschlecht („sex“) verstanden. Von sex zu sprechen wird jedich kritisiert, da aus medizinischer Sicht nur in weiblich oder männlich kategorisiert wird und Non-binäre- oder Transpersonen in ihrer Geschlechtsidentität nicht gesehen werden.
In den Sozialwissenschaften wird der Begriff gender genutzt, um die Beziehung der Geschlechter und deren gesellschaftliche Konstruktion zu analysieren. Gender Studies untersuchen dabei Machtstrukturen, Normen und Identitätsbildung.

 

Generalstreik

Ein Generalstreik ist ein Streik, an dem die meisten Arbeitnehmer*innen eines Landes, einer Region oder einer Branche teilnehmen. Im Gegensatz zu einem normalen Streik, bei dem nur Arbeitnehmer*innen einer bestimmten Firma oder eines bestimmten Sektors beteiligt sind, sind beim Generalstreik viele verschiedene Branchen und Sektoren betroffen. Ein Generalstreik ist in der Regel ein Ausdruck des Protests gegen eine bestimmte politische Entscheidung oder Maßnahme der Regierung oder eines Unternehmens, die von den Arbeitnehmer*innen als ungerecht oder unangemessen empfunden wird. Der Zweck eines Generalstreiks ist es, Druck auf die Regierung oder das betroffene Unternehmen auszuüben, um Änderungen in Bezug auf die politischen Entscheidungen oder Maßnahmen zu erreichen, gegen die protestiert wird. Ein Generalstreik kann auch als Mittel eingesetzt werden, um politische oder soziale Veränderungen zu fordern. Es ist wichtig zu beachten, dass ein Generalstreik in vielen Ländern als illegal angesehen werden kann und dass es möglicherweise rechtliche Konsequenzen für die Teilnehmer gibt.

Genossenschaft

Genossenschaften sind Betriebe und Unternehmen in Selbstverwaltung. Sie sind in gemeinschaftlichem Eigentum aller Mitglieder der jeweiligen Genossenschaft. Bekannte Beispiele für umfassende Netzwerke an genossenschaftlichen Betrieben, Produktions-, Konsum- und Wohngenossenschaften sind Mondragón im spanischen Baskenland, und die Cooperative Jackson im US-amerikanischen Bundesstaat Mississippi. [1] (externer Link, öffnet neues Fenster)

Genozid

Genozid, auch als Völkermord bezeichnet, beschreibt die absichtliche Vernichtung einer nationalen, ethnischen oder religiösen Gruppe, ganz oder teilweise.
Juristisch ist Genozid durch die UN-Völkermordkonvention von 1948 definiert. Es gilt als eines der schwersten Verbrechen im internationalen Recht und verjährt nicht.
Bekannte Beispiele sind der Holocaust, der Genozid in Ruanda (1994), der Völkermord an den Armeniern (1915) und die Vernichtung indigener Völker Amerikas.

Geschichtsrevisionismus

Mit Geschichtsrevisionismus sind Versuche unter anderem von der extremen Rechten gemeint, historische Ereignisse umzudeuten, zu verharmlosen oder zu relativieren, mit dem Ziel, daraus politischen Profit zu schlagen. Meistens geht es um bestimmte, als Allgemeingut erarbeitete Erkenntnisse über die NS-Zeit, die in Zweifel gezogen werden sollen, z. B. dass jemand den Holocaust als eines von vielen Verbrechen interpretiert oder den Bombenkrieg der Alliierten mit dem NS-Vernichtungskrieg gleichsetzt. 

Geschlechtsdysphorie

Mit diesem Begriff wird das “Fremdheitsgefühl” bezeichnet, das Non-Binäre und Transmenschen empfinden. Betroffene können sich mit bestimmten Merkmalen an ihrem Körper nicht identifizieren und empfinden einen großen Drang nach Veränderungen in Form von Anpassungen an das gefühlte Geschlecht. Das kann das Herauswachsen der Haare, das Ändern des Kleidungsstils sein oder auch operative Maßnahmen.

Gewerkschaft

Im Zuge der Industrialisierung und der Entwicklung der Arbeiter*innenbewegung entstanden weltweit Interessenvertretungen von Lohnarbeitenden. Diese waren oft keiner Partei angeschlossen, haben aber oft Ziele in Sinne gesellschaftlicher Umgestaltung in Richtung Sozialismus (externer Link, öffnet neues Fenster)gehabt. Gewerkschaften setzen sich für die konkrete Verbesserung ein der Arbeitsbedingungen, Lohnerhöhungen und Arbeitsrechte. Sie agieren als Gegenpol zu Arbeitgeber*inneninteressen. Gewerkschaften werden vor allem in autoritären Gesellschaften unterdrückt. In Deutschland sind die größten Gewerkschaften im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) organisiert, der über sieben Millionen Mitglieder vertritt.

Globale Gerechtigkeit

Im Gegensatz zu globaler Ungerechtigkeit, will globale Gerechtigkeit eine faire Verteilung von Ressourcen, Rechten und Möglichkeiten weltweit erreichen. Ziel ist dabei, dass Menschen entsprechend ihrer Bedürfnisse ein gutes Leben leben können. Globale Gerechtigkeit fordert also das Ernstnehmen dieser Bedürfnisse genauso ein, wie eine Auseinandersetzung mit Verteilungsfragen, Macht- und Gewaltverhältnissen innerhalb von Ländern, zwischen Ländern und Regionen. Bei der Frage, wie globale Gerechtigkeit hergestellt werden kann, müssen daher sowohl Werte und Normen, Kooperationsformen sowie Organisationsweisen und Institutionen in den Blick genommen werden. Debatten globaler Gerechtigkeit nehmen entsprechend Krisen und Missstände in den Blick, die globale Gerechtigkeit verhindern – dazu gehört auch die Klimakrise und mit ihr die Frage nach unserem Naturverhältnis.

Globale Ungerechtigkeit

Globale Ungerechtigkeit beschreibt, dass es in manchen Regionen der Welt einfacher oder sehr schwer ist ein gutes Leben zu leben. Es ist kein Zufall, dass dies so ist. Es ist die Folge von Prozessen der Gewalt und Ausbeutung. Es ist die Folge von politischen und ökonomischen Strukturen, die manche Regionen benachteiligen. Insbesondere bezieht sich globale Ungerechtigkeit auf Unterschiede in den  Lebensbedingungen im Globalen Norden und im Globalen Süden.

Globaler Norden/ Globaler Süden

Die Bezeichnung globaler Norden bezieht sich auf Länder, welche in der globalen Wirtschaftsordnung mehr Macht und Vorteile haben als andere Länder, welche wir als globalen Süden bezeichnen. Meistens verlaufen diese Linien parallel zu den Linien ehemaliger Kolonisatoren und ehemaliger Kolonien. [1] (externer Link, öffnet neues Fenster)

Greenwashing

Greenwashing bezeichnet den Versuch von Unternehmen, ihre Produkte oder ihr Image als umweltfreundlicher und nachhaltiger darzustellen, als sie es tatsächlich sind. Statt echte Veränderungen in der Produktion oder Geschäftspraxis vorzunehmen, werden häufig nur oberflächliche Maßnahmen oder irreführende Werbeaussagen wie „nachhaltig“ oder „bio“ verwendet. In einer anderen Variante werden gravierende Probleme wie die Ausbeutung von Arbeitskräften oder Ressourcenverschwendung bewusst ausgeklammert, um den Eindruck eines „grünen“ Unternehmens zu erwecken. Das Ziel von Greenwashing ist es, den Anschein zu erwecken, dass das Unternehmen nachhaltig handelt, während in Wirklichkeit keine tiefgreifenden Veränderungen umgesetzt werden. Letztlich bleibt der Fokus unverändert: Es geht um Profitmaximierung auf Kosten von Umwelt und Menschen.

Grundgesetz

Das Grundgesetz ist die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Es regelt neben dem organisatorischen Aufbau der Bundesrepublik Deutschland und Aufgaben der wichtigsten staatlichen Institutionen auch grundlegende Rechte für die Menschen (z.B. die Meinungsfreiheit, den Gleichheitsgrundsatz, das Postgeheimnis usw.). [1] (externer Link, öffnet neues Fenster)[2] (externer Link, öffnet neues Fenster)

H
 

Hegemonie

Hegemonie bescheibt die Führungsrolle oder Vorherrschaft eines Staates, einer Organisation oder einer sozialen Gruppe, über andere. Diese Überlegenheit kann in verschiedenen Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Militär oder Kultur bestehen und basiert oft auf Macht und Einfluss.
Hegemonie ist damit ein politischer Zustand, etwa dass die Sowjetunion eine Hegemonie über die anderen sozialistischen Staaten im Warschauer Pakt ausübte. Auch die katholische Kirche hatte in religiösen Belangen etwa in Südeuropa oder Lateinamerika Hegemonie. Darüber hinaus beschreibt Hegemine auch eine kulturelle Vorherrschaft. Beschreibbar, beispielsweise wird die Dominanz der kapitalistischen, neoliberalen Gesellschaftsidee als kulturelle Hegemonie bezeichnet. Der Begriff „kulturelle Hegemonie“ geht auf den italienischen Neomarxisten Antonio Gramsci (1891-1937) zurück. Er ging davon aus, dass der Staat seine Macht nicht nur durch Gewalt und Repression aufrechterhält, sondern auch durch konsensfähige Ideen und Ideologien. Aufgabe linker Bewegung ist ein permanentes Ringen um (kulturelle) Hegemonie zur Verschiebung des gesellschaftlichen Kräfteverhältnisses.

Housing

Housing (engl.): Wohnraum

Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen (Ausschreitungen)

1991 und 1992 fanden in diesen Städten rechte rassistische Pogrome statt. Rechtsextreme Mobs konnten tagelang nahezu ungehindert randalieren und Migrant*innen attackieren. Ein großer Teil der lokalen Bevölkerung stand dem positiv gegenüber.

I
 

imperiale Lebensweise

Die imperiale Lebensweise bezeichnet einen Zustand bei dem ein Teil der Menschen (i.d.R. ein prozentual kleiner Anteil an Menschen) dieser Welt so lebt, dass der andere Teil die Kosten für diesen Lebensstil trägt. Als Beispiele sind hier zu nennen Produkte und Waren, die in bestimmten Ländern nicht vorhanden sind und zu unfairen Arbeitsbedingungen und Löhnen in anderen Regionen (zum Teil auch nur dort) erworben und verbraucht werden. Ein weiteres Beispiel sind Überproduktionen, die zu Lasten anderer Länder in diese verbracht werden und dort zu wirtschaftlichen und ökologischen Verwerfungen führen (siehe auch Externalisierung). Dazu zählt auch der globale Handel, der mit marktverzerrenden Preisen lokale Anbieter aus heimischen Märkten verdrängt und so zu deren Verarmung beiträgt.

Internationaler Währungsfonds (IWF)

Der Internationale Währungsfonds ist eine Sonderorganisation der UNO. Er wurde 1994 zusammen mit der Weltbank gegründet, zusammen sind sie als Bretton-Woods-System bekannt. Der IWF hat seinen Sitz in Washington und zählt 189 Mitgliedsstaaten. Das Ziel der Institution ist es, den Handel zwischen den Ländern zu fördern und Handelsbeschränkungen abzubauen (s. Freihandel). Der IWF ist auch dafür zuständig, den Mitgliedsländern in Zeiten der Wirtschaftskrise Geld zu leihen, um ihnen aus ihren Zahlungsschwierigkeiten zu helfen. Der IWF wird oft dafür kritisiert, dass die USA und viele europäische Länder dort mehr Einfluss haben als der Rest. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Schwerpunkt zu sehr auf der Wirtschaftspolitik und nicht so sehr auf der gerechten Verteilung liegt.

Imperialismus

Von Imperialismus ist dann die Rede, wenn Staaten, ihre Macht weit über die eigenen Landesgrenzen hinaus ausweiten. Das Ziel ist dabei andere Länder zu erobern und von sich abhängig zu machen. Imperialismus ist somit ein System, in dem die mächtigsten und reichsten kapitalistischen Staaten um die Aufteilung der Welt kämpfen. Dieser Kampf wird auf der wirtschaftlichen, politischen und militärischen Ebene ausgetragen. Immer jedoch geht es um Ausbeutung und Unterwerfung.

Industrialisierung

Die Industrialisierung hat verändert, wie Menschen Dinge herstellen und wo sie arbeiten. In der agrarischen Gesellschaft wurde Vieles von Hand erledigt, in der industriellen Gesellschaft von Maschinen hergestellt. Viele Menschen zogen in Städte und arbeiteten in Fabriken. Die Industrialisierung begann im 18. Jahrhundert in England mit Erfindung der Dampfmaschine und breitete sich später weltweit aus. Neue Technologien ermöglichten eine Massenproduktion und verbesserten viele Lebensbedingungen. Gleichzeitig wurden die Unterschiede zwischen Arm und Reich größer. Fabrikbesitzende forderten die alte Ordnung heraus und es entstand eine Arbeiter*innenklasse. Mit der Industrialisierung begann der Aufstieg des Kapitalismus.

Industrieland

In Industrieländern ist die Wirtschaft stark von Industrie und Technologie geprägt. Die meisten Menschen arbeiten in Berufen, die mit Produktion, Technik oder Dienstleistungen zu tun haben. In solchen Ländern hat die Industrieproduktion einen hohen Anteil am gesamten Bruttoinlandsprodukt (BIP). Industrieländer haben oft eine gute Infrastruktur, wie Straßen, Krankenhäuser und Schulen, sowie einen hohen Lebensstandard. Allerdings verbrauchen sie auch viele Ressourcen und tragen stark zum Klimawandel bei. Ihr Wohlstand geht zu Lasten und auf Kosten der Menschen in ärmeren Regionen der Welt.

Neben der Kategorie „Industrieländer“ gibt es noch die Begriffe „Schwellenländer“ und "Entwicklungsländer". Diese Unterscheidung beschreibt einerseits einen unterschiedlichen Stand der Industrialisierung, wird jedoch andererseits auch als Begriff in der politischen Auseinandersetzung zwischen Staatengruppen verwendet.

 

Institutioneller Rassismus

Institutioneller Rassismus ist eine Form des strukturellen Rassismus, welcher innerhalb von Organisationen, Behörden oder Institutionen existiert. Es handelt sich um Normen, Abläufe, Verhaltensweisen und Strukturen, welche Schwarze Menschen, People of Color (externer Link, öffnet neues Fenster) (PoC) und allgemein Nicht-Weiße Menschen diskriminieren und unterdrücken. 

Definition von: Danielel Isler

Internalisierter Rassismus

Internalisierter Rassismus ist die verinnerlichte Überzeugung von der Unterlegenheit, Schwäche oder Unzulänglichkeit von Menschen aus rassifizierten Gruppen.

Definition von: Danielel Isler

 

Intersektionalität

Intersektionalität beschreibt das komplexe Zusammenwirken mehrerer Unterdrückungsmechanismen. Gemeint ist, dass verschiedene Diskriminierungsformen nicht nur einzeln für sich wirken oder einfach addiert werden können, sondern dass sie sich gegenseitig bedingen und beeinflussen. Das Konzept wird sowohl in der wissenschaftlichen Forschung als auch in pädagogischen, bildungspolitischen und aktivistischen Zusammenhängen benutzt.

J
 

K
 

Kapitalismus

Kapitalismus bezeichnet eine Gesellschaftsordnung, die auf Privateigentum (externer Link, öffnet neues Fenster) an Produktionsmitteln basiert. Hier werden Güter und Dienstleistungen von privaten Unternehmen produziert und auf dem Markt, also gegen Geld, verkauft. Das Ziel dabei sind möglichst hohe Profite. Wer keine Produktionsmittel besitzt, muss im Kapitalismus einen Job finden, also die eigene Arbeitskraft an die Unternehmen verkaufen. Dafür erhalten die Menschen einen Lohn, der für das Unternehmen Kosten darstellen, die möglichst niedrig sein sollen. Konkurrenz zwischen Unternehmen und zwischen Leuten, die eine Arbeit brauchen, sind wesentliche Merkmale des Kapitalismus.
Manchmal wird statt Kapitalismus auch von Marktwirtschaft gesprochen.

Klassismus

Mit Klassismus wird die Diskriminierung aufgrund von realer oder zugeschriebener sozialer Herkunft oder Zugehörigkeit beschrieben. Klassismus dient der Abwertung und Entwürdigung von Menschen, indem ihnen negative Eigenschaften oder Merkmale zugeschrieben werden, die als sozial weniger wertvoll betrachtet werden. Durch Klassismus grenzen sich die Mitglieder einer sozialen Gruppe von denen ab, die untergeordnet werden sollen.

Klimakrise

Der BegriffKlimakrise bezeichnet den vom Menschen verursachten Klimawandel. Dieser wird durch den Ausstoß von Treibhausgasen (CO2) verursacht. Die hohe CO2-Konzentration führt zu einem Anstieg der Temperatur, der aktuell schneller ansteigt, als in der Vergangenheit. Durch diesen Temperaturanstieg werden eine Reihe von ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen und humanitären Folgen ausgelöst.  Insbesondere die Menschen, die für die wenigsten Treibhausgase verantwortlich sind, haben mit besonders schweren Folgen zu rechnen (im Globalen Süden). Je wärmer es wird, desto schneller und stärker verändert sich das Wetter. Historisch hat der Globale Norden eine größere Schuld an der Klimakrise.

klimaneutral

Klimaneutral meint den Ausstoß von CO2 soweit zu senken (Netto-Null-Emissionen), dass die durch Treibhausgasemissionen ausgelösten Folgen, gestoppt bzw. verlangsamt werden können. Dies wird dadurch erreicht, dass Regierungen ihre CO2-Emissionen berechnen und durch internationale Klimaschutzprojekte ausgleichen.  So setzt z.B. Eine klimaneutrale Wirtschaft entweder keine klimaschädlichen Treibhausgase frei oder die Emissionen werden vollständig ausgeglichen. Der Begriff wird auch genutzt, um auszudrücken, dass sich ein Produkt oder Prozess nicht negativ auf das Klima auswirkt.

 

Kolonialismus

Kolonialismus ist eine Politik, die darauf ausgerichtet ist, dass eine Nation ein anderes Gebiet, Volk oder Land unterwirft und sich die in den Gebieten hergestellten Reichtümer aneignet. Ehemalige Kolonialmächte waren vom 16. bis zum 20. Jhd.  z.B. England, Frankreich, Spanien, Portugal, die Niederlande und Deutschland. Die Kolonien wurden u.a. auf dem afrikanischen und dem amerikanischen Kontinent, in Australien und Asien errichtet. Dadurch entstand ein Handelssystem, bei dem Rohstoffe wie Kohle und Lithium; Ware wie Tee und Tabak oder Mineralien wie Gold und Diamanten billig in den Kolonien hergestellt/abgebaut und in die Kolonialmächte transportiert werden. Auch billige Arbeitskraft wurde durch dieses System sichergestellt, indem Menschen in den Kolonien ihrer Lebensgrundlage beraubt wurden. Dabei entstand eine bestimmte Form des kolonialen Rassismus, bei dem die unterworfenen Menschen kulturell und rassistisch „anders“ markiert und abgewertet werden.

Nachdem ehemalige Kolonialstaaten im 20. Jhd. die Unabhängigkeit von den europäischen Kolonialmächten erkämpft haben, blieben trotzdem koloniale Beziehungen erhalten. Durch Internationale Handelsabkommen, Verschuldung und Aneignung der lokalen Industrie und des Dienstleistungssektors in den „ehemaligen“ Kolonien wird die wirtschaftliche, politische und kulturelle Ausbeutung und Unterwerfung der ehemaligen Kolonien aufrechterhalten. [1] (externer Link, öffnet neues Fenster)[2] (externer Link, öffnet neues Fenster)[3] (externer Link, öffnet neues Fenster)

Kommunismus

Unter diesem Begriff wird die Vorstellung einer egalitären, freien Gesellschaft zusammengefasst. Im Kommunismus sollen alle Klassenunterschiede aufgehoben sein, die Produktionsmittel allen Menschen gehören und alle Bedürfnisse der Bevölkerung befriedigt werden.

komparativer Kostenvorteil

Der komparative Kostenvorteil besagt, dass ein Land oder Unternehmen ein Produkt mit geringeren Verzichtskosten herstellen kann – also weniger auf andere Möglichkeiten verzichten muss. Diese Theorie soll erklären, warum Handel vorteilhaft ist, wenn sich Länder auf das konzentrieren, was sie relativ besser können. Doch in der Realität führt diese Logik oft zur Ausbeutung von Arbeiter*innen und zur Zerstörung natürlicher Ressourcen, weil Profit einiger Weniger über das Wohl der Mehrheit gestellt wird. Der englische Wirtschaftswissenschaftler David Ricardo stellte diese Idee bereits 1817 vor.

Konvivialismus

Der Konvivialismus stellt Ideen für das Zusammenleben für eine nachhaltige Zukunft vor - es gibt die Prinzipien der gemeinsamen Menschlichkeit, der gemeinsamen Sozialität, der legitimen Individuation und der Konfliktkontrolle. Das Konzept wurde im 19. Jahrhundert in Frankreich entwickelt. Convivialité (vom lateinischen con-vivere: zusammenleben) ist heute im Französischen weit verbreitet und hat sich auch im Englischen als gängiges Fremdwort und in jüngerer Zeit als Fachbegriff in Diskussionen über das Zusammenleben in Einwanderungsgesellschaften etabliert. Konvivialität bezieht sich im Wesentlichen auf die Zusammenarbeit und die Instrumente, die die Beziehungen zwischen den Menschen verändern und fördern.

(sozial-ökologische) Krise

Eine Krise ist eine sehr herausfordernde Situation oder sogar gefährlich für Betroffene. Ein bestehendes System funktioniert nicht mehr und diese Störung wird so massiv, dass wir sie Krise nennen. Eine Krise kann ein Umbruch für eine Lösung des Problems sein. Hält sie an, kann sie sich aber auch zu einer Katastrophe verschärfen.
In diesem Kontext meint sozial-ökologische Krise: Es gibt massive Probleme in wichtigen Bereichen des sozialen Miteinanders einer Gesellschaft oder von Gesellschaften, wie z.B. Armut, Obdachlosigkeit oder Ungerechtigkeit. Zugleich gibt es massive Probleme der Ökosysteme, in den wir leben. Diese beiden Krisen hängen zusammen und verstärken sich gegenseitig.

L
 

Landgrabbing

Landgrabbing bezeichnet die großflächige Aneignung von landwirtschaftlichen Flächen durch multinationale Konzerne, reiche private Investoren oder auch Staaten – oft auf Kosten der lokalen Bevölkerung und ohne diese z.B. in Entscheidungsprozesse miteinzubeziehen. Der Begriff wird häufig benutzt, um auf die zunehmende Privatisierung von Land hinzuweisen, die nicht nur kleinbäuerliche Strukturen und Gemeinschaften vernichtet, sondern in vielen Fällen auch soziale Ungleichheit und Umweltzerstörung verschärfen. Zwar müssen solche Landgeschäfte nicht zwangsläufig illegal sein, in der Regel erfolgen sie jedoch häufig ohne demokratische Kontrolle und unter Missachtung der Grundrechte jener Menschen, die dort leben, arbeiten und verwurzelt sind.

LGBTQI+

Die Queere Community wird auch als LGBTQI+ (deutsch: LSBTIQ+) Community bezeichnet. Die Abkürzungen stammen aus dem Englischen und stehen im Deutschen für: Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-, Queer, Inter +.

Liberalisierung

Die Lockerung von staatlichen Kontrollen. Im Zusammenhang mit dem Handel bezieht sich dies auf den Abbau von Beschränkungen für den internationalen Handel und das Kapital, wie z.B. Zölle (s. Freihandel).

M
 

Marktwirtschaft

Marktwirtschaft ist im Grunde ein anderer Name für Kapitalismus. Das Konzept der „Marktwirtschaft“ operiert aber nicht mit Klassen wie Kapitalist*innen und Arbeiter*innen, sondern mit gleichberechtigten Käufer:innen und Verkäufer:innen auf dem Markt.
Mit dem Adjektiv „freie“ soll unterstrichen werden, dass der Staat sich aus der Wirtschaft eher heraushält und den Markt die gesellschaftlichen Verhältnisse regeln lässt. Tatsächlich aber ist der Staat in der Marktwirtschaft – also im Kapitalismus – sehr aktiv. Zuallererst garantiert er durch das Rechtssystem den Schutz des Privateigentums, das die Grundlage des Kapitalismus darstellt. Bei der "Sozialen Marktwirtschaft" reguliert der Staat dann auch den Markt etwas stärker und verteilt Gelder stärker um, um das System zu stabilisieren und etwas mehr "soziale Gerechtigkeit (externer Link, öffnet neues Fenster) und Sicherheit" zu schaffen, als der Markt sonst produzieren würde.

Durch Bezeichnungen wie „freie“ oder „soziale“ Markwirtschaft, soll verschleiert werden, dass der Kapitalismus auf Abhängigkeitsverhältnissen beruht, in denen die meisten Menschen auf der Welt alles andere als frei und die Verhältnisse alles andere als sozial sind.

Methodik

Der Begriff der Methodik stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Kunst des planmäßigen Vorgehens“. Im Zusammenhang von Lehren und Lernen beschreibt Methodik, wie Wissen vermittelt wird – also die konkreten Wege und Werkzeuge, mit denen Lerninhalte rübergebracht werden. Ob durch Vortrag, Diskussionen, Gruppenprojekte, interaktive Spiele oder kreative Schreibaufgaben – die Methode macht einen Unterschied. Gerade in einer linken Bildung sollte Methodik über die Vermittlung von Wissen hinaus gehen. Sie ermöglicht zugleich gemeinsame Lernerfahrungen, bezieht die persönlichen Erfahrungen ein und schafft Räume für gleichberechtigten Austausch. Das Wie gelernt wird, bestimmt auch, das was hängen bleibt – und damit für welche Gesellschaft gelernt wird.

 

Mietendeckel

Umgangssprachlich wird das Berliner Gesetz zur Neuregelung gesetzlicher Vorschriften zur Mietenbegrenzung auch "Mietendeckel" genannt. Es bestand ein gutes Jahr und wurde schließlich vom Bundesverfassungsgericht im April 2021 gekippt, da das Land Berlin keine Gesetzgebungskompetenz in dem Bereich der Mietenpolitik besitze. Das Mietendeckelgesetz sah eine Begrenzung der erlaubten Höchstmiete für 5 Jahre vor. Die erlaubten Höchstmieten waren von Gebäudequalität, Lage und Ausstattung der Wohnungen abhängig.

Zum Weiterlesen: Bundesweiter Mietendeckel: Nötig und möglich (externer Link, öffnet neues Fenster)

Mietenpolitik

In Deutschland leben etwas mehr als die Hälfte der Menschen zur Miete, in den Großstädten liegt der Anteil an Mieter*innen noch deutlich höher. Mieten- bzw. Wohnungspolitik umfasst alle politischen Programme, Initiativen und Aushandlungen, die die Mietpreise regulieren und steuern, und den Bedarf an Wohnraum über die Planung und den Bau von Mietwohnungen decken. Bei einem so hohen Anteil an Mieter*innen wird in dier Mietenpolitik auch von der sozialen Frage des 21. Jahrhunderts gesprochen: Bei den rasant steigenden Mietpreisen, den steigenden Zahlen an obdach- und wohnungslosen Menschen und der steigenden Belastung des monatlichen Einkommens durch die Miete, wird die Umverteilung von Unten nach Oben immer stärker sichtbar.

Zum Weiterlesen: Friedrich Engels und die Wohnungsfrage (externer Link, öffnet neues Fenster)

Migration

Migration ist eine Normalität. Sie prägt seit jeher Gesellschaften auf der ganzen Welt und kann als Teil eines demokratischen Prozesses verstanden werden, der Kultur, Soziales und Ökonomie umfasst.
Im Migrationsteil auf L!NX verstehen wir das Recht auf globale Bewegungsfreiheit als grundlegend. Migration verbindet Menschen in den Herkunfts-, Transit- und Ankunftsländern und ist Bedingung für eine solidarische Gesellschaft der Vielen. Gemeinsam mit allen, die ebenfalls an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, kämpfen die Neuangekommenen um faire Arbeit, angemessenes Wohnen, gute Bildung und Gesundheit, also um ein Leben in Würde.

Migrantische Selbstorganisierung

Migrantische Selbstorganisierung bezeichnet die eigenständige Organisation und Vernetzung von Migrant*innen, um ihre Interessen und Anliegen zu vertreten und für gesellschaftliche Teilhabe zu kämpfen. Diese Form der Selbstorganisation basiert auf dem Prinzip, dass Betroffene selbst ihre Stimme erheben und aktiv an politischen, sozialen und kulturellen Prozessen teilnehmen, ohne auf stellvertretende Politik angewiesen zu sein. Sie zeigen, dass Migration nicht nur Herausforderungen birgt, sondern auch Potenziale für gesellschaftliche Erneuerung bietet. Migrantische Selbstorganisierungen sind wichtige Organisationsformen für politisch-rechtliche und soziale Rechte. Sie sind Orte des Empowerments (externer Link, öffnet neues Fenster) und der Unterstützung darstellen und setzen sich häufig gegen die rassistischen Strukturierungen und Ausschlüsse der Gesellschaft und Politik ein.

Misogynie

Der aus dem Griechischen stammende Begriff wird meist mit "Frauenverachtung und -feindlichkeit" übersetzt. Darunter lassen sich sämtliche gesellschaftliche Einstellungsmuster und Systeme fassen, die eine geringere Wertigkeit von Frauen und eine höhere Wertigkeit von Männern vertreten. Misogynie ist eng verknüpft mit dem Begriff Sexismus, der stärker die konkreten gewaltvollen und sexualisierten Diskriminierungspraktiken gegenüber Frauen und nicht-binären Personen meint.

Mobilität

Mobilität kann von unterschiedlichen Perspektiven her betrachtet werden. Menschen sprechen von guter Mobilität, wenn sie über eine gute Verkehrsanbindung alle Orte erreichen, um ihre alltäglichen Bedürfnisse zu befriedigen. Eine gute und gerechte Mobilität kann aber auch gewährleistet werden, wenn sich die Dienstleistungen und Infrastrukturen des alltäglichen Lebens in einem engen Umkreis zum Wohnort der Person befinden. Wenn alle Menschen, unabhängig ihres Einkommens oder Wohnortes, die alltäglichen Bedürfnisse und Aufgaben mit wenig Aufwand befriedigen können, sprechen wir von Mobilitätsgerechtigkeit. Mobilität ist erst dann sozial und ökologisch gerecht, wenn eine nachhaltige Verkehrsinfrastruktur eingerichtet wird, die vor allem auf öffentlichen Nahverkehr und Schienenverkehr, sowie Fahrrad- und Fußverkehr aufbaut.

Modernisierung

Modernisierungbezeichnet die Dynamik von Gesellschaften sich im Laufe der Zeit fortwährend und notwendigerweise zu verändern. So haben sich Menschen von einer Lebensweise, die auf der Landwirtschaft, Handwerksproduktion und einfachem Handel basiert, zu Gesellschaften, die von Industrie, Konsum und Dienstleistungen geprägt sind, entwickelt. Dabei verändern sich auch die sozialen und kulturellen Lebensweisen der Menschen. Modernisierung ist ein ständig fortlaufender Prozess.

Multidirektionale Erinnerung

Als „Multidirektionale Erinnerung“ wird eine Erinnerungsarbeit bezeichnet, die sich als transnational, transkulturell und pluralistisch definiert. Der Begriff wurde vom Literaturwissenschaftler und Professor für Holocaust-Studien der University of California, Michael Rothberg, geprägt. In seinem Buch „Multidirektionale Erinnerung“ beschreibt er das Zusammenspiel von Erinnerungen an den Holocaust, Kolonialismus und Sklaverei in einem transnationalen Raum. Durch die Verschränkungen einer dialogischen Erinnerungskultur, zeigt er eine Möglichkeit auf, die Erinnerungen an unterschiedliche Gewaltgeschichten zu verstärken, ohne ihre jeweiligen Spezifika infrage zu stellen.

multinationale/transnationale Unternehmen

Häufig wird damit ein Unternehmen bezeichnet, das in einem Land ansässig oder registriert ist, aber in anderen Ländern Niederlassungen hat oder Geschäfte tätigt. Die Globalisierung ist eine der Hauptursachen für die Zunahme solcher Praktiken.

N
 

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit kann als eine Form des ökologischen und ökonomischen Handelns verstanden werden, die darauf abzielt, vergleichbare oder bessere Lebensbedingungen für heutige und künftige Generationen zu gewährleisten. Im Zentrum der Nachhaltigkeit stehen ökologische, ökonomische und soziale Aspekte.

Nationalismus

Nationalismus ist eine Ideologie, die sich in den bürgerlichen Revolutionen entwickelte. So war zum Beispiel im Frankreich vor 1789 die Herkunft eines Menschen weit wichtiger als seine Fähigkeiten, der Adel war eine sich international verstehende Klasse. Im Zuge der Revolution wurden alle Franzosen als gleich und frei vor dem Gesetz definiert, eine Überhöhung des »französisch seins« etwa unter Napoleon war aber auch die Folge. Heute sind mit Nationalismus alle politischen Strömungen umschrieben, die davon ausgehen, dass die Bevölkerung eines Staates oder auch nur Teile davon wertvoller sind, als etwa »Fremde« und Minderheiten.

Neokolonialismus

Beim Neokolonialismus üben ehemalige Kolonialmächte oder andere wirtschaftlich oder militärisch mächtige Länder Einfluss und Kontrolle über ehemaligen Kolonien oder Länder im globalen Süden aus. Dieser Einfluss reicht von wirtschaftlicher Ausbeutung, über kulturelle Einmischung bis hin zu konkretem politischem Druck. Da die davon betroffenen Länder faktisch unabhängige Staaten sind, wirkt der Neokolonialsimus oft subtiler und weniger direkt, als der klassische Kolonialismus des letzten Jahrhunderts. Die Auswirkungen sind jedoch ähnlich.

Neoliberalismus

Neoliberalismus ist eine politische und wirtschaftliche Idee, die Märkte und private Firmen stärken– und dabei den Staat schwächen möchte. Wichtige Bereiche wie Gesundheit, Bildung, Ernährung, Kultur und Wohnen werden zu reinen Waren gemacht. Statt sich für ein größtmögliches Wohlergehen aller Menschen einzusetzen, soll der Staat kaum noch steuernd eingreifen und im Wesentlichen nur als Verwaltung fungieren. Private Unternehmen und vermögende Einzelpersonen erhalten somit enormen Einfluss auf Politik und Gesetze. Unter Maßnahmen wie der Privatisierung öffentlicher Aufgaben, dem Abbau sozialer Investitionen und der Lockerung von Arbeits- und Steuerregeln leidet häufig das Gemeinwohl – während einige Wenige von dieser Politik profitieren und ihre Gewinne steigern können. Diese Politik fördert in vielen Fällen wachsende Ungleichheit, konzentriert Reichtum in den Händen Weniger und treibt viele Menschen in prekäre Lebensverhältnisse, die von politischer Resignation und Zukunftsängsten gezeichnet sind.

Non-binary/Nicht-Binär

Nicht-Binäre Menschen identifizieren sich weder mit dem weiblichen, noch mit dem männlichen Geschlecht und legen die binäre Einteilung der gesellschaftlichen Strukturen ab.

O
 

Organizing

Der aus dem Englischen entlehnte Begriff Organizing (englisch für „Organisierung“) beschreibt ein Aktionsform linker Politik, die die Vergrößerung und Handlungsfähigkeit sozialer Bewegungen sowie progressiver Organisationen, z.B. Gewerkschaften zum Ziel hat. Über das Community Organizing, also das Handeln in kleineren Strukturen, wie Kommunen, Interessengemeinschaften, Berufsgruppen und deren Verbände, entwickelte sich später das linke und transformative Organizing (externer Link, öffnet neues Fenster).

Othering

Mit diesem Wort wird gemeint, dass  Personen/Personengruppen von der Mehrheitsgesellschaft zu “Anderen/Fremden” gemacht werden, weil sie nicht der scheinbaren Norm entsprechen.

P
 

Parentifizierung

Rollenübertragung eines Elternteils auf ein Kind. Das Kind darf also nicht “Kind” sein, sondern bekommt Aufgaben und Verantwortung zugeschoben, die die Eltern nicht händeln können. Aus diesem Grund werden diese Punkte/Aufgaben auf das Kind übertragen, welches hier in eine höhere Position geworfen wird, in die es nicht gehört. [1] (externer Link, öffnet neues Fenster)

Paritätische Finanzierung

Paritätische Finanzierung bezieht sich auf ein Finanzierungsmodell, bei dem die Kosten einer bestimmten Leistung oder eines bestimmten Programms zwischen verschiedenen Partnern aufgeteilt werden. Dies bedeutet, dass sowohl der Staat als auch private Akteure wie Unternehmen, Verbände oder Einzelpersonen zur Finanzierung des Programms beitragen. Der Begriff "paritätisch" bedeutet dabei, dass die Kosten zwischen den Partnern auf gleiche Weise aufgeteilt werden, d.h. dass jeder Partner denselben Anteil an den Kosten übernimmt. Die paritätische Finanzierung wird oft in Bereichen wie Bildung, Gesundheitsversorgung und Sozialversicherung eingesetzt, um sicherzustellen, dass die Kosten für die Leistungen gerecht aufgeteilt werden und die finanzielle Belastung nicht nur auf einer einzelnen Gruppe oder Institution liegt. Durch die paritätische Finanzierung können die beteiligten Partner ihre finanzielle Verantwortung teilen und so dazu beitragen, dass ein bestimmtes Programm oder eine bestimmte Leistung nachhaltig finanziert wird.

Patriarchat

Das Patriarchat beschreibt eine Gesellschaftsordnung, bei der Männer eine übergeordnete Rolle über allen anderen Geschlechtern einnehmen.

Pazifismus

Pazifismus beschreibt eine Haltung und Einstellung, die sich gegen Krieg richtet. Dazu gehört auch die Ablehnung des Wehrdienstes und der Finanzierung von Rüstungsexporten. 

Pendelmigration

Die Pendelmigration beschreibt die Migration in ein anderes Land für einen vorübergehenden Zeitraum, welcher sich wiederholt. Das heißt, dass eine Person bspw. aufgrund der Arbeit für mehrere Monate in ein Land migriert, nach dem Zeitabschnitt zurückreist und zum Abschluss der Pause wieder in das selbe Land migriert.

Postkolonial

Vor dem Ersten Weltkrieg dominierte Europa nahezu die ganze Welt.

Während die Vereinigten Staaten von Amerika und die lateinamerikanischen Länder seit verschiedenen Befreiungskriegen die Hegemonie des jeweiligen europäischen »Mutterlandes« abwerfen konnten, befanden sich bis zur sogenannten Dekolonisierung nach dem Zweiten Weltkrieg

die größten Teile Afrikas und Asiens unter europäischer Herrschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es den Kolonien oft nur durch blutige Kriege, etwa in Vietnam oder aber durch effektiven politischen Druck wie in Indien die Europäer zu vertreiben. Postkoloniale Theoretiker*innen gehen davon aus, dass auch nach der Dekolonisierung und trotz politischer Souveränität koloniale Strukturen nachwirken. Postkoloniale Wissenschaft versteht sich in weiten Teilen als politische Wissenschaft, die koloniale Kontinuität, koloniale Einflüsse auf das Denken und Handeln in der Gegenwart aufdeckt und kritisiert. Postkoloniale Perspektiven setzen der eurozentristischen und dominierenden Sichtweise die Wissensbestände und Erfahrungen derer entgegen, die kolonisiert wurden. Daraus erwächst auch die politische Forderung, die Gesellschaften des Globalen Norden für koloniale Verbrechen in die Verantwortung zu ziehen.

Privateigentum

Privates Eigentum ist, im Gegensatz zum Besitz, ein rechtlicher Titel zur absoluten Verfügung über eine Sache. Eine Person besitzt also ihre Kleidung, ihre Zahnbürste, ihr Fahrrad. Die Verfügung über Boden und Immobilien, aber auch die Mittel zur Produktion von Gütern ist aber mit einem Eigentumstitel versehen und damit rechtlich gegenüber anderen Rechten und Interessen durchsetzbar. Im kapitalistischen System sind die Produktionsmittel Privateigentum, während sozialistische Gesellschaften die gerechte Umverteilung der Ressourcen mit der Vergesellschaftung von Produktionsmitteln und Grund und Boden vorsehen.

Privatisierung

Wenn Infrastrukturen wie Wasserversorgung, Stromversorgung oder Wohnraum privatisiert - also an private Unternehmen verkauft - werden, dann haben diese Unternehmen volle Verfügung über die Strukturen. Sie können dann z.B. entscheiden, ob der Wohnraum zu einem bezahlbaren Preis der Versorgung einer breiten Bevölkerung dient oder mit einem Anstieg der Mietpreise die erwarteten Profite erfüllt werden. Letzteres bedeutet, dass sich das Unternehmen nicht zum Zweck des Gemeinwohls, sondern allein zum Zweck der Profiterzeugung ausrichtet. Parallel hierzu wird von Rekommunalisierung gesprochen, wenn solche Infrastrukturen wieder in die öffentliche Hand übergehen.

Pronomen

Beim Thema Gender spielen die Pronomen eine wichtige Rolle.  Sie können Stellvertreter für die Namen einer Person sein aber auch für die Person selbst und vorgeben, mit welchem Geschlecht sie angesprochen werden möchte. Daraus kann festgehalten werden, dass einige z.B. mit den Pronomen “sie/ihr”, “er/ihm” oder auch gar keinen angesprochen werden möchte. Im englischen Sprachraum sind die Pronomen “they/them” oft verbreitet.

Protektionismus

Unter Protektionismus versteht man die Verfolgung einer protektionistischen Handelspolitik. Eine protektionistische Handelspolitik ermöglicht es der Regierung eines Landes, einheimische Produzenten zu fördern und dadurch die einheimische Produktion von Waren und Dienstleistungen anzukurbeln. Dies geschieht, indem sie Zölle erhebt oder auf andere Weise ausländische Waren und Dienstleistungen auf dem Markt einschränkt. So werden die Produkte der ausländischen Konkurrent*innen teurer oder schlechter verfügbar. (Gegenteil: Freihandel)

Putsch

Ein Putsch oder Staatsstreich (frz.: Coup) ist die meistens gewaltsame Übernahme der Regierungsmacht in einem Staat mit dem Ziel, die Regierung zu stürzen und den Staatsapparat, also die staatliche Herrschaft, zu übernehmen. Oft putscht das Militär, Teile des Militärs oder paramilitärische Organisationen, manchmal auch politische Gruppen oder einzelne Politiker*innen. 

Q
 

Queer

Der Begriff des Queer-Seins ist eine Selbstbezeichung und ein Sammelbegriff bezogen auf die sexuelle Orientierung und/oder der Geschlechtsidentität, die beide von der heteronormativen Norm abweichen. Dazu gehört z.B. die Homo-, Bi-, Pan-, und Asexualität. Die queere Geschlechtsidentität bezeichnet das Non-Binär-, Trans- und Genderfluid-Sein Genderfluid meint, dass Personen ein wandelndes/fließendes Geschlecht haben und sich zeitweise unterschiedlich identifizieren. [1] (externer Link, öffnet neues Fenster)[2] (externer Link, öffnet neues Fenster)

R
 

Racial Profiling

Dieser Begriff bezeichnet eine diskriminierende Praxis, bei der Institutionen wie die Polizei, Menschen aufgrund ihres Aussehens als verdächtig, schuldig oder gefährlich einstufen. Die rassistische Kategorisierung von Menschen verstärkt die Ausgrenzung, Diskriminierung und Marginalisierung von BIPoCs. In der Justiz deuten Zuschreibungen wie dunkle Haare und Augen automatisch auf eine türkische oder arabische Migrationsgeschichte/Herkunft hin, wodurch die die Person als "größere Gefahr" wahrgenommen wird.

Rassifizierung

Dieser Begriff beschreibt die Einordnung und Hierarchisierung von Personengruppen in Rassen aufgrund optischer oder kultureller Merkmale wie Sprache, Hautfarbe, Religion, Bekleidung, u.a.

 

 

 

Rassismus

Rassismus ist ein gesellschaftliches Machtverhältnis, das Menschen anhand äußerlicher Merkmale wie Hautfarbe, Haarstruktur oder zugeschriebener Herkunft hierarchisiert. Diese Ideologie, die historisch durch Kolonialismus und Sklaverei geprägt wurde, dient dazu, Privilegien für weiße Menschen zu sichern und BIPoC (rassifizierten Gruppen) systematisch zu benachteiligen.

Er äußert sich in individueller Diskriminierung, institutionellen Strukturen und tief verankerten gesellschaftlichen Normen. Struktureller Rassismus zeigt sich in Bildung, Arbeitsmarkt, Justiz und Wohnpolitik, wo nicht-weiße Menschen systematisch benachteiligt werden. Auch institutioneller Rassismus wirkt durch diskriminierende Praktiken in Behörden, Medien und Unternehmen.

Obwohl die Idee biologischer „Rassen“ wissenschaftlich widerlegt ist, prägt Rassismus weiterhin globale Machtverhältnisse. Seine Überwindung erfordert nicht nur individuelle Reflexion über internalisierten Rassismus, sondern vor allem aktive gesellschaftliche und institutionelle Veränderungen.

 

Rebound Effekt

Die Erhöhung der Effizienz senken oft die Kosten bei der Herstellung von Produkten oder Dienstleistungen. Dies kann zu einer Änderung des Verhaltens der Nutzer führen: Sie konsumieren mehr - die ursprünglichen Einsparungen werden teilweise kompensiert. Dieser Effekt wird Rebound genannt.

Repressionen

Repressionen bedeutet die gewaltvolle Unterdrückung von Widerstand, politischen Bewegungen, Kritik und bestimmte Lebensweisen. Von Repressionen wird oft gesprochen, wenn Protestierende mit Gewalt vom Protest abgehalten werden oder im Nachhinein mit Strafen rechnen müssen. Auch Menschen, die nicht auf die Straße gehen, können von Repressionen betroffen sein. Zum Beispiel können Wissenschaftler oder Journalisten mit Drohungen davon abgehalten werden, über bestimmte Themen zu berichten.

 

Ressourcenungerechtigkeit

Ressourcengerechtigkeit verbindet die Ideen der Verteilungsgerechtigkeit und der Klimagerechtigkeit. Die Nutzung von Ressourcen wie Metalle, Erze, Land, Wasser oder Öl ist nicht nachhaltig und führt zur Klimakrise. Gleichzeitig ist diese Nutzung auch sehr ungleich verteilt. Oft sind Menschen, die in rohstoffreichen Ländern leben, arm und haben wenig Nutzen von diesen Rohstoffen. Dies wird als Ressourcenungerechtigkeit bezeichnet.

Restauration

Hierunter wird eine Wiederherstellung eines vergangenen politischen oder sozialen Systems verstanden. Das bekannteste Beispiel ist die Zeit nach 1814/15, als die antirevolutionären Siegermächte im Wiener Kongress Europa so gestalteten, also ob es die Französische Revolution und die Herrschaft Napoleons nie gegeben hätte. In Bezug auf die Bundesrepublik wurde der Begriff oft polemisch gebraucht, um die Konstanz der Eliten zwischen dem Dritten Reich und der neuen Demokratie in der Nachkriegszeit zu betonen.

Revolution

Der Begriff der Revolution beschreibt im alltäglichen Verständnis eine Situation des Bruchs, in der etwas Neues entsteht, was die gesamte Gesellschaft ergreift. Man spricht von einer politischen Revolution, wenn eine Staatsform durch eine andere ersetzt wird (z.B. im Sinne eines Übergangs von einer Diktatur zur Demokratie). Von einer sozialen Revolution spricht man, wenn die soziale Kernstruktur der Gesellschaft erneuert wird (z.B. durch eine sozialistische Revolution, die die sozialen Klassen abschaffen will) oder von einer Kulturrevolution, wenn die Lebensweise der Menschen selbst erfasst werden soll (wie etwa in der Studierendenbewegung der 1968er).

S
 

Sanktionen

Sanktionen sind Strafen, um Verhalten zu ändern, das entweder Gesetze bricht oder aus anderen Gründen als nicht wünschenswert gesehen wird. Meistens nutzen Regierungen oder andere politische Institutionen wie die EU Sanktionen, um andere Regierungen zu bestrafen. Es können auch Privatpersonen, Unternehmen oder andere Organisationen so bestraft werden. Beispiele von Sanktionen sind Importverbote, Exportverbote, Einreiseverbote oder das Einfrieren von Geldern. 

Schwarzmarkt

Als Schwarzmarkt wird ein Markt bezeichnet, dessen Marktmechanismen oder Handelsobjekte gegen gesetzliche Beschränkungen verstoßen und der sich damit außerhalb der Legalität befindet. Hier werden jenseits von staatlicher Kontrolle und Regulierung Waren oder Dienstleistungen verkauft oder gehandelt, die auf dem regulären Markt nicht verfügbar sind oder dort zu einem höheren Preis verkauft werden. Die staatlich Besteuerung wird dabei umgangen. Der Schwarzmarkt muss kein realer Ort sein, auf dem Menschen sich begegnen, der Begriff meint Handelsplätze und Handelsbeziehungen, die verschiedenste Formen annehmen können.
Oft werden auf dem Schwarzmarkt Waren gehandelt, die illegal hergestellt oder beschafft wurden; in Krisenzeiten mit schwieriger Versorgungslage handelt es sich jedoch häufig auch um Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs, die auf anderem Wege nur schwer zu beschaffen sind.

Sekundärer Antisemitismus

Unter  Sekundärem Antisemitismus wird eine bestimmte Form des Antisemitismus verstanden, die in der Relativierung oder Verharmlosung der Shoah oder in der Forderung nach einer erinnerungspolitischen Schlussstrichforderung, vor allem einer Schuldabwehr deutscher Verbrechen dient.

Sexismus

Dieser Begriff definiert Diskriminierungsformen, die anhand des Geschlechtes stattfinden. Es wird dabei eine hierarchische Anordnung der Geschlechter geschaffen, bei der die Cis-Männlichkeit als Norm beschrieben wird. [1] (externer Link, öffnet neues Fenster)

Singularität des Holocaust

Gemeint ist damit die Einzigartigkeit des Holocaust, der nicht mit anderen Genoziden und Völkermorden auf eine Stufe zu stellen ist. Grauenvolle Menschheitsverbrechen gab es viele, aber es gibt gute Gründe, um den Holocaust auf einem anderen Niveau zu sehen. Denn die NS-Verbrechen an jüdischen Menschen zeigen manche Einmaligkeit. Es war das Ziel der NS-Regierung jedes Mitglied einer rassistisch definierten Gruppe zu vernichten. Es war also unabhängig jeglicher Eigenschaften der Opfer eine komplette Vernichtung einer gesellschaftlichen Gruppe geplant. Die Opfer konnten nicht wie bei anderen Verfolgungen durch z. B. Unterwürfigkeit, Verhaltensänderung, Konvertierung usw. ein anderes Schicksal erreichen.

Solidarität

Solidarität bedeutet, sich gegenseitig zu helfen. Menschen tun dies, wenn sie (fest) zusammengehören und gemeinsam etwas erreichen wollen. Der Grundgedanke der Solidarität ist: Jeder Mensch ist verletzlich, jeder Mensch braucht andere Menschen. Globale Solidarität bedeutet, zu verstehen und dafür zu kämpfen, dass alle Menschen gerecht behandelt werden. Nur so kann die Ausbeutung von Mensch und Natur, vor allem im Globalen Süden, gestoppt werden.[1] (externer Link, öffnet neues Fenster)

Souveränität

Souveränität bezeichnet die Macht eines Landes, seine eigene Regierung zu kontrollieren.

Soziale Gerechtigkeit

Ein soziales und politisches System, das nach sozialer Gerechtigkeit strebt, schafft Bedingungen, unter denen die Anhäufung von Reichtum in wenigen Händen nicht möglich ist und dessen gerechte Verteilung das Ziel ist.
Allerdings geht es hierbei nicht darum, dass alles für alle gleich sein soll, sondern dass die gegebenen Möglichkeiten auch den Lebensrealitäten und Bedürfnissen entsprechen. Soziale Gerechtigkeit meint also einerseits Chancengleichheit, andererseits Lebensbedingungen, die dem Bedarf der Menschen entsprechen. Darunter fällt beispielsweise der Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung, Bildung, Kultur, Wohnraum, Nahrung und bedeutet den Wunsch einer gesunden Umwelt und eines friedlichen Lebens für alle.

Soziale Infrastruktur

Soziale Infrastrukturen bezeichnen Netzwerke, Dienstleistungen, Einrichtungen und Aufgaben, die helfen das gesellschaftliche Dasein zu sichern. Pflege, Gesundheitsversorgung, Bildung und Kultur, Wohnen und Mobilität sind zentrale Voraussetzungen gesellschaftlicher Teilhabe und sollten damit für alle Menschen gesichert sein.

Sozialisierung

Unter dem Begriff der Sozialisierung versteht man einen Prozess, in dem eine private Industrie in eine öffentliche Einrichtung umgewandelt wird. Dies kann durch die Verstaatlichung oder Verwaltung durch eine öffentliche Einrichtung wie die Regierung oder eine Genossenschaft erfolgen. Der Zweck einer solchen Sozialisierung ist es, sicherzustellen, dass die Industrie zum Wohle der Gesellschaft und nicht nur zum Gewinn von Einzelnen betrieben wird. Die Sozialisierung einer Industrie kann verschiedene Formen annehmen, z.B. indem sie von einer privaten Gesellschaft in eine öffentliche Einrichtung oder von einem privaten Unternehmen in eine gemeinnützige Organisation umgewandelt wird. Der Prozess der Sozialisierung einer Industrie kann in verschiedenen Ländern und in verschiedenen Kontexten unterschiedlich aussehen, aber im Allgemeinen geht es darum, die Kontrolle über die Industrie von privaten Eigentümern auf die Gesellschaft als Ganzes zu übertragen.

Sozialismus

Der Sozialismus ist das Bindeglied in der Entwicklung von einer kapitalistischen Gesellschaft zum Kommunismus. Als in der Sowjetunion deutlich wurde, dass der Weg zum Kommunismus sehr lang und schwierig sein würde, wurde die bereits bestehende nicht-kapitalistische Gesellschaft als Sozialismus definiert. Sozialismus ist aber auch ein Sammelbegriff für viele linke, auch sozialdemokratische Vorstellungen einer kollektiveren und „befreiteren“ Gesellschaftsform.

Struktureller Rassismus

Struktureller Rassismus oder systemischer Rassismus sind Formen des Rassismus, die in Systemen, Gesetzen, geschriebenen oder ungeschriebenen Richtlinien und Normen und fest verwurzelten Praktiken und Überzeugungen allgegenwärtig und tief eingebettet sind, die eine weit verbreitete ungerechte Behandlung und Unterdrückung von Nicht-Weißen Menschen hervorrufen, dulden und aufrechterhalten.

Definition von: Danielle Isler

Subventionen

Der Staat kann Vorhaben mitfinanzieren, das nennt man „subventionieren“. Subventionen gehen meistens an Unternehmen, um es ihnen zu erleichtern, Gewinne zu erwirtschaften. Sie sind nicht an Gegenleistungen gebunden. Damit kann die Regierung zum Beispiel politisch lenken, dass es für Unternehmen attraktiv wird, in bestimmte Wirtschaftszweige zu investieren (wie in Erneuerbare Energien statt in Kohlekraftwerke).

T
 

Technologietransfer

Technologietransfer ist die Weitergabe von wirtschaftlich sinnvollen Technologien aus Industrieländern an Entwicklungsländer. Der Transfer umfasst technisches Wissen in Form von Produkten und Transfers wie Beratung, Fachwissen und Trainings. Das Ziel ist der Auf- und Ausbau der wissenschaftlichen und technischen Infrastruktur, das technologische Fachwissen zu erhöhen, Technologien anzupassen und zu verbreiten und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Trans/ Transgender/ Transident

Trans-Personen identifizieren sich nichtmit dem ihnen bei ihrer Geburt zugewiesenen Geschlecht. 

Translokalität

Lokalität wird normalerweise durch geografische und physische Grenzen definiert. Translokal hingegen ist Teil des Prozesses der Globalisierung. Es handelt sich um offene Prozesse, die enge Beziehungen zwischen verschiedenen Menschen und Orten schaffen. Ein solcher Austausch entsteht zum Beispiel durch Migration und Netzwerke, die neu definiert und überarbeitet werden.

Transsexuellengesetz (TSG)

Das sogenannte TSG, ausgeschrieben Transexuellengesetz besteht seit 1980 in Deutschland und regelt den amtlichen Ablauf für die gesetzliche Namens- und Personenstandsänderung (also der Geschlechtseintrag im Ausweisdokument). Betroffene müssen hierbei zahlreiche Prozesse in Form von Begutachtungen, Gerichts- und Amtsterminen durchlaufen, die mit sehr hohen Kosten verbunden sind. Des Weiteren war bis vor einigen Jahren für Transfrauen eine Zwangskastration gegen den Willen der betroffenen Person Voraussetzung, um den richtigen Namen und Geschlechtseintrag zu erlangen. Das Transexuellengesetz steht seit längerem unter Kritik, da Transmenschen oft sehr intime Fragen (z.B. in Form von Fragebögen) beantworten müssen.

U
 

UDSSR

Die UDSSR war die Sowjetunion, die »Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken«, also ein Staatenzusammenschluss aus verschiedenen Ländern aus Osteuropa, dem Kaukasus und

Teilen Asiens. Dieser erste sozialistische Staat wurde formell 1922 gegründet und war ein Ergebnis der Oktoberrevolution 1917 und des von den Bolschewiki gewonnen Bürgerkriegs in den Folgejahren.

V
 

Verfassung

Die Verfassung ist das zentrale Rechtsdokument und oberste Rechtsnorm meist eines Staates oder Gebiets. Sie beschreibt häufig den organisatorischen Aufbau des Staates oder Gebiets und schreibt im Groben vor, welche staatlichen Institutionen es in diesem Gebiet geben soll und welche Rechte sie haben. Verfassungen beschreiben auch oft Grundrechte für die in dem Gebiet lebenden Menschen. Alle untergeordneten Gesetze und Rechtsnormen dürfen meistens der Verfassung nicht widersprechen. Die Verfassung in Deutschland heißt Grundgesetz. [1] (externer Link, öffnet neues Fenster)[2] (externer Link, öffnet neues Fenster)

Verfassungsschutz

Der Verfassungsschutz bezeichnet verschiedenste Behörden auf Bundes- oder Landesebene, z.B. das Bundesamt für Verfassungsschutz. Dabei handelt es sich um sogenannte Inlandsnachrichtendienste (umgangssprachlich auch Geheimdienste). Sie sollen die freiheitlich-demokratische Grundordnung sichern und vor verfassungsfeindlichen Angriffen und Störungen sichern. Kritik an den Verfassungsschutzbehörden gibt es immer wieder: Sie haben häufig soziale und linke Bewegungen im Visier, vernachlässigen autoritäre und rechte Strukturen und sind somit ideologisch antidemokratisch positioniert. Auch die mangelnde demokratische Kontrolle der Aktivitäten der Verfassungsschutzbehörden ist ein häufiger Kritikpunkt.

Verschwörungsideologien oder -erzählungen

Verschwörungsideologien, -erzählungen oder -mythen sind z.B. Aussagen über geheime Mächte, die angeblich im Hintergrund die Strippen ziehen, oder Erzählungen, die behaupten, dass hinter gesellschaftlichen Ereignissen, politischen Prozessen oder einer Umweltkatastrophe ein Plan finsterer Mächte steckt. Sie begegnen uns in den sozialen Medien, in der Schule, am Arbeitsplatz, aber auch im Freundes- oder Familienkreis. Weiter zu diesem Thema

Vertragsarbeiter*innen

Die DDR schloss ab den 1960ern mit Ungarn, Polen, Kuba, Mosambik, Angola, China, Nicaragua, Jemen und Vietnam Abkommen zur Ausbildung und Beschäftigung von Arbeitskräften, um ihren Arbeitskräftemangel mit Arbeiter*innen aus dem Ausland zu beheben. Die Tätigkeiten waren oft körperlich anstrengend und monoton, sie wurden isoliert vom Rest der Bevölkerung untergebracht und ihr befristeter Aufenthalt war an ihre Arbeit gebunden. Den Vertragsarbeiter*innen drohte die Abschiebung, wenn sie die Arbeitsanforderungen und Vorgaben, die ihre soziale Abgrenzung verstärkten, nicht erfüllten. Nach der deutsch-deutschen Vereinigung verloren viele Vertragsarbeiter*innen ihre Arbeit und ihre damit verbundene Aufenthaltsgenehmigung, woraufhin viele abgeschoben wurden. In der BRD gab es mit den Gastarbeiter*innen ein ähnliches Anwerbeverfahren.

W
 

Ware

Eine Ware kann alles sein, was Menschen finden, anbauen oder herstellen. Zu einer Ware wird es, wenn dieses gekauft, verkauft oder gehandelt wird, um Wünsche oder Bedürfnisse zu befriedigen.

Währungsreform

Eine Währungsreform ist ein Prozess, bei dem eine bestehende Währung durch eine neue Währung ersetzt wird. Dies kann aus verschiedenen Gründen geschehen, wie zum Beispiel einer hohen Inflation, einer wirtschaftlichen Krise oder einem Krieg. Auch der Entschluss von Staaten einer Gemeinschaftswährung beizutreten (siehe Euro) kann Grund für eine Wärungsreform sein. Eine Währungsreform kann bedeuten, dass die alten Banknoten und Münzen nicht mehr verwendet werden können und durch neue ersetzt werden müssen. Eine Währungsreform kann auch bedeuten, dass neue Wechselkurse und Umrechnungsfaktoren für den Handel mit anderen Ländern festgelegt werden. In der Regel wird eine Währungsreform von der Regierung des betroffenen Landes geplant und durchgeführt.

White Saviorism

Der Begriff White Saviorism versucht, Paternalismus von weißen Menschen gegenüber BIPoC's zu problematisieren. In der solidarischen Arbeit besteht die Gefahr, dass Helfen-wollen in Bevormunden umschlagen kann, etwa wenn Geflüchteten nicht zugetraut wird, für sich selbst zu sprechen oder Dinge des alltäglichen Lebens selber bewältigen zu können. So können sich im Helfen rassistische Stereotype reproduzieren, weil Menschen, die von Rassismus betroffen sind, als passiv und hilfsbedürftig behandelt werden. Unter Anderem wird deswegen auch die Entwicklungshilfe als 'White Saviorism auf staatlicher Ebene' kritisiert.

 

 

Weltbank

Die Weltbank ist eine internationale Finanzinstitution, die den Regierungen von Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen Darlehen und Zuschüsse zur Durchführung von Kapitalprojekten gewährt. Die Weltbank besteht aus der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD) und der Internationalen Entwicklungsorganisation (IDA) sowie drei weiteren Organisationen, die zur Weltbankgruppe gehören. Zusammen mit dem IWF wurde sie 1944 auf der Konferenz von Bretton Woods gegründet. Sie hat ihren Sitz in Washington DC in den Vereinigten Staaten von Amerika.

X
 

Y
 

Z
 

Zentrum-Peripherie-Modell

Das Zentrum-Peripherie-Modell (oder Kern-Peripherie-Modell) beschreibt und versucht, die strukturelle Beziehung zwischen dem fortgeschrittenen oder großstädtischen "Zentrum" und einer weniger entwickelten "Peripherie" zu erklären, entweder innerhalb eines bestimmten Landes oder (was häufiger der Fall ist) in Bezug auf die Beziehung zwischen kapitalistischen und sich entwickelnden Gesellschaften.

Zivilisierung

Die "zivilisatorische Mission" war eine Idee, die während des Zeitraums vom 15. bis zum 20. Jahrhundert aufkam. Ihr Ziel war es, "fortschrittliche" Lebensbedingungen und "sozial akzeptable" Verhaltensweisen in den kolonisierten Gebieten zu verbreiten, insbesondere durch die Verbreitung westlicher Lebens- und Wirtschaftsweisen unter den indigenen Völkern. Diese wurden als "unterentwickelte" oder "barbarische" Völker rassistisch abgewertet. Die Zivilisierung diente als Rechtfertigung für militärische Interventionen und Kolonisierung.

Zoll

Eine Steuer oder ein Zoll ist eine Abgabe in Form von Geld, den ein Land auf die aus einem anderen Land eingeführten Waren und Dienstleistungen erhebt. Dies verfolgt z.B. den Zweck, andere Länder zu beeinflussen, die Einnahmen zu erhöhen oder Wettbewerbsvorteile zu schützen (s. Protektionismus).