Autoritarismus und Antiautoritarismus - Bewegungen rund um die Welt

Weltweit werden autoritäre und rechte Bewegungen stärker und mehr autoritäre Regierungen kommen an die Macht. Beispiele sind unter anderem Donald Trump in den USA, Narendra Modi in Indien, Giorga Meloni in Italien und Javier Milei in Argentinien. Kann von einem Aufschwung des Autoritarismus gesprochen werden? Ist die Demokratie in der Krise? Und was ist Autoritarismus eigentlich? Darauf und auf innovative Widerstandsbewegungen rund um die Welt schauen wir in diesem Beitrag.

Was ist Autoritarismus?

Polizei im Hintergrund, hinter von Polizei verletztem Demonstranten
Mit dem Begriff Autoritarismus wird versucht, verschiedene anti-demokratische Entwicklungen gemeinsam zu denken und zu beschreiben. Das bezieht sich zum einen auf den Staat und seine Apparate: Staaten lassen weniger Mitsprache zu und werden diktatorischer, seine Polizei bespitzelt und unterdrückt die Bevölkerung, und bestimmten Gruppen – z.B. Migrant*innen oder Widerständler*innen – werden fundamentale Rechte vorenthalten. Zum anderen beschreibt Autoritarismus auch „Ideologien der Ungleichwertigkeit“, die den Attacken auf Demokratie oft zugrunde liegen, zum Beispiel Rassismus (externer Link, öffnet neues Fenster), Sexismus (externer Link, öffnet neues Fenster), Nationalismus (externer Link, öffnet neues Fenster), und so weiter.

Autoritarismus ist also gleichzeitig ein soziales, kulturelles, politisches und wirtschaftliches Phänomen. Er ist heutzutage auch deshalb so erfolgreich, weil er die Ängste und Unsicherheiten von Menschen anspricht, die er in Wut und Hass auf andere übersetzt. Autoritarismus wirkt also vor allem auf der Ebene von Emotionen und kann deshalb nicht einfach mit besseren Argumenten wegrationalisiert werden.

Woran sehen wir das aktuell?

Beispiele von Autoritarismus

"Trumpismus", "Populismus" oder "Autoritarismus"?

Donald Trump, Narendra Modi und Javier Milei sind zu sehen vor versorbenem Aktivist. "RIP CHOW TSZ-LOK"
Um diese Entwicklungen zu beschreiben werden Begriffe wie „Populismus“, „Rechtsextremismus“, „Trumpismus“ und viele andere benutzt. Sie sind oft nützlich, um bestimmte Facetten besser zu charakterisieren. Sie haben aber den Nachteil, dass sie den Blick auf die Ähnlichkeiten und Verbindungen des weltweiten Rechtsrucks verstellen. Um unterschiedliche, aber zusammenhängende Entwicklungen besser zu verstehen sprechen wir von Autoritarismus.  

Demokratie und Autoritarismus

Hochhäuser im Hintergrund von einer Szene die Polizeigewalt auf Demo darstellt
Unsere Idee von Autoritarismus geht aber noch weiter. Häufig wird angenommen, dass Autoritarismus das Gegenteil von liberaler Demokratie (externer Link, öffnet neues Fenster) sei. (Neo-)Liberale Demokratien bauen auf Grundsätzen wie freie Wahlen, Menschenrechten und Gewaltenteilung auf. Diese Demokratien haben aber immer schon autoritäre Elemente, zum Beispiel indem sie bestimmte Gruppen kriminalisieren und Menschenrechte nicht für alle Menschen gleich gelten, oder indem viele wichtige Entscheidungen ganz undemokratisch gefällt werden.

In den letzten Jahren hat sich dieser un- oder antidemokratische Bereich in vielen liberalen Demokratien immer weiter ausgedehnt. Das zeigt sich zum Beispiel an der brutalen Entrechtung von Migrant*innen durch die EU oder der Repression (externer Link, öffnet neues Fenster) von Gegner*innen des Kriegs gegen Gaza. Für all das brauchte es gar keine rechtsextremen Parteien an der Macht. Die liberalen Parteien selbst werden immer autoritärer.

Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die neoliberale Demokratie, angesichts zahlreicher Krisen (Finanzkrise von 2008, Klimakrise, geopolitische Krisen, usw.) von vielen Menschen weltweit zunehmend infrage gestellt wird. Durch die Krisen können sich weniger Menschen ein gutes Leben leisten und deswegen muss das System, das immer mehr ins Wanken gerät, mit Zwang aufrechterhalten werden.

Gleichzeitig sind viele Menschen aber auch sehr verunsichert und frustriert – man weiß nicht, was die Zukunft bringt und „versteht die Welt nicht mehr“. Das Angebot von autoritären Ideen verspricht dann Sicherheit: als Mann, als Weiße*r oder Patriot*in hat man einen Platz in der Welt und kann seine „Wut“ auf Schwächere richten. Die Ausbreitung von Autoritarismus ist also weder nur eine Bewegung von oben herab, d.h. eine Verschwörung der Eliten, noch ein „Aufstand von unten“.

Was ist Antiautoritarismus?

7.21 Be Water" Bilder Widerstand in HongKong
Doch wenn gegen Autoritarismus nicht mit Fakten und Beweisen gewonnen werden kann – wie kann antiautoritärer Widerstand dann aussehen?  Antiautoritarismus muss über eine einfache „Verteidigung der Demokratie“ hinausgehen – denn diese Demokratie hat uns schließlich zu diesem Punkt gebracht. Deshalb muss er andere, demokratischere und gerechtere Arten des Zusammenlebens bieten. Er muss Energien wiederbeleben, Utopien aufleben lassen und so Hoffnung schöpfen. Nicht als vage Idee, sondern als gemeinschaftlich entwickelte und gelebte Realität. 

Konkreter Widerstand gegen Autoritarismus

Eine Möglichkeit, Hoffnung zu schöpfen, ist, sich die Beispiele antiautoritären Widerstands auf dieser Karte anzuschauen.

Die hier dargestellten antiautoritären Aktionen haben eins gemeinsam: sie stören. Dadurch brechen sie Taubheit auf, und den Rückzug ins Private. Sie machen sichtbar, was unsichtbar gemacht wurde. Sie nutzen riesige Wandgemälde, winzige Sticker und nackte Körper und erinnern die Welt daran, dass sie noch hier sind und dass sie eine Stimme haben. Und dass es andere Arten gibt zu leben.

Mehr Widerstandskämpfe

Die Beispiele auf der Weltkarte stammen aus dem Buch: Beyond Molotovs – A visual Handbook of Anti-Authoritarian Strategies (externer Link, öffnet neues Fenster). Dort findest du noch viel mehr Beispiele innovativer Widerstandskämpfe und Hintergründe! Hier (externer Link, öffnet neues Fenster) kannst du dir auch kostenlos das Buch als PDF herunterladen (leider nur auf Englisch). 

Wie wird weltweit antiautoritär gekämpft?

Antiautoritäres Kreuzworträtsel

Nutzen und Teilen!

Online-Beitrag erstellt von Pia Monroy Rodriguez. Dieser Beitrag basiert auf dem Buch: "Beyond Molotovs: A Visual Handbook of Anti-Authoritarian Strategies" (externer Link, öffnet neues Fenster) von IRGAC und dem Kollektiv orangotango. Das Buch ist unter den Bedingungen der Creative Commons Lizenz CC BY-NC-ND 4.0 (externer Link, öffnet neues Fenster)veröffentlicht. Der Beitrag ist unter den Bedingungen der Creative Commons Lizenz CC BY 4.0 (externer Link, öffnet neues Fenster)veröffentlicht! Teile, nutze oder adaptiere den Beitrag für deine Bildungsarbeit. Vergiss nicht es weiter unter den gleichen Bedingungen zu veröffentlichen und dabei L!NX und die Autor*innen zu erwähnen!

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