Für mehr Personal, Entlastung und eine menschenwürdige Gesundheitsversorgung! Die Krankenhausbewegung hat in den letzten Jahren mit umfangreichen Streiks für eine Verbesserung der Situation von Patient*innen und Beschäftigten gekämpft. Welche Rolle Feminismus im Kampf gegen Kostendruck und Gewinnorientierung im Krankenhaus spielt, erfahrt ihr hier.
Bundesweit beklagen Pflegekräfte und Beschäftigte im Krankenhaus schon lange, dass sich ihre Arbeitsbedingungen in den letzten Jahren massiv verschlechtert haben. Kritisiert wird in erster Linie die Umstellung der Krankenhausfinanzierung auf das sogenannte Fallpauschalen- oder DRG-System (Diagnosis Related Groups). Denn dieses hat dazu geführt, dass Krankenhäuser nach einer betriebswirtschaftlichen Logik organisiert werden.
Diagnosis Related Groups (DRG) sind Fallgruppen, in die Patient*innen je nach ihrer Diagnose, Krankheitsschwere und Begleiterkrankungen eingeteilt werden. Für jede dieser Gruppen sind feste Pauschalen festgelegt, die bestimmen, wie viel Geld Krankenhäuser für die Behandlung der Patient*innen erhalten. Abhängig von der Fallgruppe können manche Behandlungen also gewinnbringender sein als andere. Wenn Krankenhäuser nach diesem System nicht kostendeckend arbeiten, droht ihnen Schließung oder Verkauf.
Die Ökonomisierung des Krankenhausalltags setzt Gesundheit nicht einfach nur in Wert – also organisiert sie so, dass dabei Gewinne entstehen können. Sie tut dies auf eine besondere und altbekannte Weise. Denn mit der Einführung des DRG-Systems hat eine neue und zugleich alte Hierarchisierung von Tätigkeiten in der Pflegearbeit und Geburtshilfe stattgefunden: Medizinisch-technische, zeitlich gut erfassbare Tätigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten, das Legen von Kanülen oder Spitzen werden stärker gewichtet. Tätigkeiten wie das Zuhören, Vertrauen schenken, Haare waschen oder andere wichtige Dinge, die zur Genesung von Patient*innen bedeutsam sind, werden hingegen als weniger wichtig erachtet.
In den letzten Jahren hat es die von Ver.di initiierte Berliner Krankenhausbewegung geschafft, mit ihren Streiks in den beiden größten landeseigenen Krankenhäusern von Charité und Vivantes sowie bei den Tochterunternehmen von Vivantes für Schlagzeilen zu sorgen. Damit hat sie die Berliner Gesundheitsversorgung in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Auch in Nordrhein-Westfalen gab es umfassende Streiks: In sechs Unikliniken fanden hier die bisher größten und längsten Streiks für Entlastung statt, die es seit dem ersten Streik für mehr Personal an der Charité 2015 gegeben hat.
In einem zähen, aber kraftvollen Ringen ist es auch den Beschäftigten in NRW gelungen, Entlastungen zu erkämpfen. Das heißt: Mehr Personal auf den Stationen in der Pflege, für die Geburtshilfe und Hebammen. Aber auch für andere Bereiche wie die Speiseversorgung oder der Krankentransport, die zwar nicht direkt mit der Patient*innenversorgung zu tun haben, aber dennoch unerlässlich sind für eine gute Gesundheitsversorgung im Krankenhaus .
Die Krankenhausstreiks setzen sich also ein: Für mehr Personal und eine Entlastung von unzumutbaren Zuständen in den Krankenhäusern. Und für eine menschenwürdige Versorgung, in der es nicht nur um Geld, sondern um das Wohlergehen der Patient*innen geht. Das geht aber nur, wenn nicht verschiedene Arbeitsschritte gegeneinander ausgespielt werden. Sondern wenn klar ist, dass alle diese Dinge für eine gute Versorgung wichtig sind!
Ein Beitrag von Julia Dück. Online Redaktion: Alina Kopp. Dieser Beitrag wird unter den Bedingungen der Creative Commons Lizenz CC BY 4.0 (externer Link, öffnet neues Fenster) (externer Link, öffnet neues Fenster) veröffentlicht! Teile, nutze oder adaptiere diese grafische Erzählung für deine Bildungsarbeit. Vergiss nicht es weiter unter den gleichen Bedingungen zu veröffentlichen und dabei L!NX und die Autor*innen zu erwähnen!
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